Klimakiller Datenmüll

Natalie Oberhollenzer | 26.08.2022

© pixybay

Auf unseren Smartphones, Laptops und in den Clouds sind jede Menge sinnlose Bilder, Videos und andere Daten gespeichert. Die verursachen mehr Emissionen als wir denken

Neulich am Ponyhof, bei einer Kinder-Aufführung gab es eine Menge bunt bemalter Pferde und glückliche kleine Mädchen mit glänzenden Augen zu sehen. Auf den Zuschauerbänken saßen die ebenfalls entzückten Eltern und Familien. Die meisten von ihnen hatten ihr Smartphone in Richtung Szenerie gerichtet und filmten bzw. fotografierten das Geschehen. Ein Bild, an das wir uns mittlerweile gewöhnt haben.

Eine Mutter neben mir sagte, sie müsse erstmal ein bisschen was löschen am Handy, um Speicher freizubekommen. Sie hat von ihrer sechsjährigen Tochter schon über 100.000 Bilder am Handy. Das habe ihr neulich ihre Fotoapp angezeigt, die das dank Gesichtserkennung automatisch miterhebt hat.

Gigantischer CO²-Abdruck

Was diese Dokumentationswut mit unseren Kindern macht, das wird sich wohl erst noch zeigen. Fest steht jedoch schon, dass die andauernde Fotografiererei ein ernstzunehmender Faktor in unseren CO²-Bilanzen geworden ist. Denn die 30-mal, die wir unseren Schatz grinsend mit seinem neuen Lieblingspony aus allen Winkeln ablichten (ist ja wurscht wie oft, kostet nix, besser ein paar mehr, damit ein gutes dabei ist) werden, oft über Jahre, in eine Cloud gespeichert. Und das frisst jede Menge Strom.

Sogenannte Dark Data, sinnloses Archivieren von massenhaft Bildern, Videos, alten Mails und anderen Dateien, verursacht gigantische CO²-Emissionen. Im Jahr 2020 haben wir wegen der Speicherung von sinnlosen Daten 5,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen. Diese Zahl bezifferten Experten des US-Marktforschers International Data Corporation. Das entspricht in etwa einer Menge die 80 einzelne Länder in einem Jahr ausstoßen. Denselben Batzen würde ein Auto ausstoßen, wenn es 575.000 Mal die Erde umrunden würde. Und das ist erst der Anfang. Denn wenn die Menschen ihre Gewohnheiten in der Form beibehalten, dann rechnen die Big Data-Experten damit, dass die Menge der weltweit gespeicherten Daten rasant anwachsen wird – von heute 33 auf 175 Zerabyte im Jahr 2025.

Clean up your phone!

Welche Ausmaße die digitale Umweltverschmutzung noch annimmt, das haben wir alle ein Stück weit selbst in der Hand. Zum Beispiel indem wir uns angewöhnen, unsere Geräte regelmäßig zu entrümpeln. Alte Bilder, nacheinander geschossen, die allesamt dasselbe Motiv zeigen, nur mit minimalen Unterschieden, sind ziemlich sinnlos, Ebenso verwackelte Videos, die wir uns nie wieder ansehen. Apps, die wir nie verwenden, Emails, die nicht mehr als unser Postfach verstopfen und vergessene Spiele oder doppelte Dateien – das alles fällt in die Kategorie Datenmüll und gehört gelöscht. Wer wissen will, wieviel CO² er mit seinen Aufräumarbeiten auf seinem Handy, Laptops, dem PC oder in irgendwelchen Clouds eingespart hat, der kann es in einem eigens dafür eingerichteten CO²-Rechner des Mobilfunkanbieters Vodafone anschauen.

Ordnung im Fotoordner: Eigene Apps helfen

Zum löschen von Fotoduplikaten gibt es mittlerweile einige sehr gute, kostenlose Apps. Sie spüren doppelte Fotos und Videos, unscharfe Bilder und Screenshots auf. Die lassen sich dann automatisch oder manuell entfernen. Manche komprimieren Bilder auch, oder organisieren sie in verschiedenen Ordnern.

Links:

wir-leben-nachhaltig.at: Streamen und der Klimawandel

Kommentare

    Noch keine Kommentare vorhanden

Hinterlasse einen Kommentar

Du kannst Dich zum Schreiben eines Kommentars auch mit Deinem wir-leben-nachhaltig-Account anmelden.