Maskenpause
Stefanie Reichl | 11.07.2022

Es ist Sommer und die Anzeigen auf den Thermometern klettern vielerorts in stickige Höhen. Alles geht ein bisschen langsamer und die meisten Leute haben endlich mal Zeit durchzuatmen. Ferienbeginn. Urlaubszeit. Da ist es auch ganz angenehm, einmal weniger durch eine Maske atmen zu müssen. Es ist Maskenpause. Kollektiv.
Zwar ist angesichts der momentan wieder steigenden Zahlen die Frage, wie lange, aber ich denke, es ist dennoch ein guter Zeitpunkt, um einmal völlig unaufgeregt einen Blick auf das Thema FFP2-Masken und MNS zu werfen. Und zwar nicht aus epidemiologischer, sondern aus Umweltperspektive.
Der Mund-Nasen-Schutz als neuer Müllfaktor
Es ist nicht zu leugnen. Die Maske ist ein Wegwerfprodukt. Genaue Zahlen zu finden, ist schwierig, aber bereits Mitte 2020 wurden laut einer Studie im Environmental Science & Technology Magazin weltweit ungefähr 129 Milliarden Einwegmasken verbraucht. Und das pro Monat! Meiner Erinnerung nach war dies – zumindest in unseren Breitengraden – sogar noch vor der Zeit der verpflichtenden FFP2-Masken. Zu diesem Zeitpunkt wurden also auch noch fleißig Stoff-Masken verkauft und selbst gemacht. Es ist also davon auszugehen, dass sich die Zahlen nicht unbedingt verbessert haben.
Die ungeheure Menge der verbrauchten Masken ist aber nur ein Teil der Rechnung. Ein wesentlicher Faktor ist natürlich, dass es leider nicht alle Menschen schaffen, ihre Masken ordnungsgemäß zu entsorgen. Und dass, obwohl es ziemlich einfach wäre. Zumindest in Österreich, denn hier können Masken ganz normal im Restmüll entsorgt werden, der dann häufig thermisch verwertet wird. Nicht, dass das eine wahnsinnig gute Lösung ist, aber immer noch besser als herumfliegende gebrauchte Masken im freien Raum.
Dennoch waren und sind Masken auf der Straße leider absolut keine Seltenheit. Diese ist dann häufig auch nicht die letzte traurige Ruhestätte des Mund-Nasen-Schutzes, sondern über Flüsse landet dieser in den Ozeanen und gefährdet dort die Tierwelt, während er langsam in seine Kunststoffpartikel zerfällt. Kunststoff? Ganz genau, denn handelsübliche Gesichtsmasken bestehen normalerweise aus mehreren Lagen Vlies und einer Filtermembran, und dieses Filtervlies wird in einem sogenannten Meltblown-Verfahren aus Polypropylen hergestellt.
Über 25.000 Tonnen des durch Corona verursachten zusätzlichen Plastikmülls (dazu zählen auch Handschuhe, Schutzkleidung usw.) sollen bereits ins Meer gelangt sein und verschärfen somit die Müllkrise in den Ozeanen weiter.

Gibt es Alternativen?
Wie also am besten mit dem Thema Masken und Müll umgehen? Genau so, wie die Pandemie per se, wird uns dieses voraussichtlich nämlich noch länger begleiten. Um das Müllproblem möglichst klein zu halten, sollte die effiziente Verwendung der MNS daher also Priorität für uns haben.
Ein erster Schritt ist dabei, die Masken nicht nur einmal zu verwenden. Herkömmliche FFP2- Masken, wie man sie in jedem Supermarkt kaufen kann, können bei richtiger Handhabung laut Gesundheitsministerium bis zu fünf Mal wieder verwendet werden. Dabei sollten die Masken aufgehängt und sieben Tage an der Luft getrocknet werden, um eine möglichst vollständige Keimreduktion zu erzielen.
Eine Alternative sind waschbare FFP2-Masken, die mittlerweile immer öfters angeboten werden und bis zu 20 mal gewaschen werden können, bevor man sie entsorgen sollte. Sie werden aus einem Baumwollfunktionsgewebe gemacht. Darin ist eine Schicht Vliesstoff und eine Schutzmembran eingebaut, weswegen sie als ebenso sicher wie die klassische FFP2-Maske vermarktet werden. Ein weiterer Pluspunkt, so höre ich zumindest immer wieder, ist, dass es sich mit den Stoffmasken anscheinend auch deutlich einfacher und angenehmer atmen lässt.
Auch Kreativität ist erlaubt
Wer seine FFP2-Masken und MNS nicht einfach entsorgen möchte oder schon jetzt nach Ideen sucht, wie (frische) Maskenbestände langfristig abgebaut werden können, kann sich auch ein Beispiel an Menschen wie Haneul Kim machen, und die Masken kreativ weiterverwenden. Der 23-jährige Design-Student aus Südkorea macht nämlich Möbel aus gebrauchten Einwegmasken. Die Schweizer Firma moos fertigt daraus sogar Kunstdiamanten. Upcycling Deluxe gewissermaßen!
Wem das für den Einstieg zu aufwendig ist, kann sich aber natürlich auch erstmals an einfacheren Masken-DIY-Projekten versuchen. An kreativen Ideen dafür mangelt es im Netz glücklicherweise nicht. So kann man aus den alten Masken beispielsweise Täschchen machen, Dekogegenstände herstellen oder sogar Haarbänder fertigen. 😉

Zum Nachlesen
https://www.dw.com/de/meltblown-verfahren-so-entsteht-das-corona-masken-filtervlies/a-53453856
https://www.gesundheit.gv.at/news/aktuelles/aktuell-2021/ffp2-schutzmasken-pflicht.html
https://www.redbull.com/ch-de/theredbulletin/mood-upcycling-diamanten-aus-masken
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