Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels
UNESCO Biosphärenpark Wienerwald | 28.09.2021

In unserem ersten Blog-Beitrag haben wir uns den Wäldern und der Waldzusammensetzung im Biosphärenpark Wienerwald und den Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald gewidmet. In den folgenden Zeilen möchten wir uns den Herausforderungen, die sich daraus für die Waldbewirtschaftung ergeben, zuwenden.
Für Maßnahmen und Bewirtschaftungsformen gibt es keine allgemein gültigen Vorschriften oder Vorgaben, sondern jeder Betrieb oder verantwortliche Revierleitung ist gefordert, sich – basierend auf unterschiedlichen Ausganssituationen – waldbauliche Strategien zu überlegen und daraus Handlungen abzuleiten.
Waldbewirtschaftung im Wandel
Fakt ist, dass mit ausbleibendem Frost im Winter jene Tage, an denen der Waldboden ohne schwerwiegende Beeinträchtigung befahren werden kann, weniger werden. Zudem wird die enorme Bedeutung des Waldbodens für das Waldwachstum und stabile Waldbestände immer klarer erkannt.
Daraus folgt einerseits eine zeitliche Verlagerung des bisher klassischen Holzerntezeitraums aus der Winterzeit in den Herbst und andererseits eine erhöhte Berücksichtigung bodenschonender Holzernte. Rückegassen, also unbefestigte Fahrspuren, auf denen das geerntete Holz zur Forststraße gebracht wird, kommen ebenso wie der Vorgabe an Holzernte-Unternehmen, ausschließlich diese Infrastruktur zu befahren, eine gesteigerte Bedeutung zu.
Wenn es sensible Standorte, z. B. sehr feuchte Waldböden, erfordern, hält die ursprünglich in Österreich nur im Gebirge verwendete Seilkran-Technologie ebenfalls Einzug in den Wienerwald. In Sonderfällen unterstützen Pferde die Holzrückung. Hinzu kommen die bereits thematisierten, veränderten klimatischen Rahmenbedingungen und unterschiedlichen Ansprüche einzelner Baumarten.
Und was bedeutet das für den Wald?
Was das nun konkret auf einem Waldort bedeutet, soll nachstehendes Praxisbeispiel aus einem Forschungsprojekt von BOKU, Institut für Waldbau, Österreichischen Bundesforsten und Biosphärenpark Wienerwald Management veranschaulichen.
Im Forstrevier Ried der Österreichischen Bundesforste wächst auf einem seichtgründigen und trockenen Standort ein schwachwüchsiger Buchenwald. Die Seehöhe beträgt weniger als 450m. Die Berechnungen der BOKU zeigen für diesen Waldort bereits ab dem Jahr 2025 negative Auswirkungen des Klimawandels auf die Holzproduktion. Ab der Berechnungsperiode 2050 – 2100 sind stark negative Auswirkungen für die Kohlenstoff-Speicherwirkung prognostiziert.

Wie kann nun eine Anpassung der Waldbewirtschaftung aussehen?
Eine Option sieht die Einbringung von (Schwarz-)Kiefer und anderen Mischbaumarten wie Linde und Eiche zur Erhöhung der Trockenheitstoleranz vor. Schon im Jahr 2016 hat das Projektteam die Bäume im Wald etwas genauer unter die Lupe genommen.
So wurden in bereits gut natürlich verjüngten Waldbereichen sämtliche Altbuchen entfernt und ausschließlich Eichen und Kiefern als Samenbäume belassen. Jene Flächen, die noch nicht verjüngt waren, wurde gelichtet, d.h. einige Altbäume entnommen. Für den Laien überraschend wurde im Anschluss an die durchgeführte Holzernte der Oberboden mit einer Haue gezielt aufgerissen, um den Rohbodenkeimern Kiefer und Lärche bessere Ansamungsbedingungen zu schaffen.

Der Lokalaugenschein heute zeigt zahlreiche unterschiedliche, natürlich verjüngte Baumarten, ein Mischbestand mit trockenheitstoleranten Baumarten wächst heran. Das begleitende Monitoring – also laufende Beobachtung der Flächen – bestätigt diese Eindrücke.
Links:
wir-leben-nachhaltig.at: Wald als Schutz für unser Klima
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