(4 Wochen) Nach den Pariser Klimazielen leben – wie geht das?
Paris-Baden-Familien im Klimaschutz-Selbstversuch | 17.08.2021

Als ich zum ersten Mal von dem Badener Projekt “4 Wochen nach den Pariser Klimazielen leben”, später liebevoll “Paris-Baden” genannt, hörte, war mir sofort klar: da machen wir mit!
Wir, das ist eine 6-köpfige Familie mit 4 Kinder (18, 15, 12, 9), die sich schon lange bemüht, so nachhaltig wie möglich zu leben, um mit diesem Lebensstil selbst viel Lebensfreude zu genießen und gleichzeitig an die Menschen Morgen und Anderswo zu denken. Um die Pointe gleich vorwegzunehmen: mit 4 Wochen ist es nicht getan – das in diesem Projekt Gelernte bleibt fix so 😊
Unsere Highlights
DAS Highlight war eindeutig der Austausch mit den 19 anderen Haushalten, die am Projekt teilgenommen haben. Wir haben offen besprochen, was uns leichtfällt, was schwierig und was mit dem derzeitigen politischen Rahmen unmöglich ist. In dieser Blogreihe werden verschiedene Familien ihre Erfahrungen teilen. Da uns beim Projekt täglich nur 100 Punkte CO2 zur Verfügung standen, mussten wir dieses Kontingent bestmöglich einsetzen.

Und was essen wir jetzt?
Als Ärztin und Mutter liegt mir natürlich die gesunde Ernährung besonders am Herzen – doch welche Ernährung ist nicht nur für uns sondern auch für unseren Planeten gesund? Viele Entscheidungen sind da einfach: zu viel Fleisch ist ungesund für die Menschen und für das Klima, während wir ein höheres Risiko für Herzinfarkt, Bluthochdruck, hohen Cholesterinspiegel etc. bekommen, bekommt der Planet Fieber. So zerstören wir unsere eigene Lebensgrundlage. Der Umstieg auf eine Großteils vegetarische Ernährung bringt uns also einen doppelten Gewinn 😊.
Die wöchentliche Radtour zum Biobauern 2 Ortschaften weiter ist ein wunderschöner Fixpunkt in unserem Leben – so bringen wir das Gemüse praktisch CO2 neutral von seinem Hofladen in unsere Küche. Im Supermarkt einkaufen dagegen überfordert mich: Was von den angebotenen Produkten ist überhaupt saisonal? Was kommt vom anderen Ende der Welt her, obwohl es bei uns zu anderen Zeiten auch wachsen würde? Und wie ist der CO2 Abdruck von spanischen Tomaten verglichen mit den österreichischen aus dem Glashaus? (Ihr alle wisst es sicher: gegenüber dem Glashaus gewinnt Spanien trotzdem!) Das ist im Hofladen leichter: Was es gerade nicht gibt, das hat eben momentan nicht Saison.
So einkaufen zu können empfinde ich als enormes Glück – es kostet allerdings Zeit und etwas mehr Geld als beim Discounter, auch wenn wir durch den viel geringeren Fleischkonsum neben CO2 auch Geld sparen. Doch genau hier enden die individuellen Möglichkeiten klimagerecht zu leben.

Klimagerechtes Leben…
darf nicht ein Hobby einiger „Spinner“ sein – es muss, denn die Pariser Klimazielen müssen ja klappen. Es gibt keine Alternative dazu, es muss normal für uns als Gesellschaft sein. Daher werden wir es ohne politische Rahmenbedingungen nicht schaffen. Eine Sicherheit, die sich leider in den anderen Bereichen ebenso gezeigt hat. So fordere ich von der Politik eine CO2 Kennzeichnung der Lebensmittel, damit auch gestresste Einkäufe klimaneutraler möglich sind. Und ich fordere Kostenwahrheit: verglichen mit dem 3€ Schnitzel hat es Biogemüse verständlicherweise schwer. Und wenn ich ganz mutig träume, dann fordere ich auch eine massive Reduktion der Lebensmittelimporte vom anderen Ende der Welt. Eine Lösung, wie Speisen hygienisch einwandfrei weitergegeben werden können, welche es in Kantinen, Kindergärten, Schulen, Spitälern etc. nicht einmal auf den Tisch geschafft haben. Ich fordere mutiges Vorgehen gegen Foodwaste und eine ganz eindeutige Förderung der biologischen Landwirtschaft gegenüber der konventionellen.
Heidrun Chen
Das Projekt zum Nachlesen:
„Paris — Baden“ – die Klimaziele im Praxistest
Jasmine Bachmann
18.08.2021, 12:10
Sehr spannendes Projekt und viel Engagement der Familie Chen!
…und ein klares Statement für politische Rahmenbedingungen, die es uns als Gesellschaft leichter machen, nachhaltig zu leben … ein HOCH auf mutige Politikerinnen und Politiker im Bund, den Bundesländern und den Gemeinden!
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