Wälder und Forstwirtschaft im Biosphärenpark Wienerwald in Zeiten des Klimawandels

UNESCO Biosphärenpark Wienerwald | 31.03.2021

Frühling im Biosphärenpark Wienerwald

Der Wienerwald ist eines der größten zusammenhängenden Laub-Mischwaldgebiete Europas. Ein Forschungsprojekt des Instituts für Geomatik der Universität für Bodenkultur Wien ergab, dass fast 70 Prozent der Biosphärenparkfläche mit Wald bedeckt sind. Von allen Baumarten nimmt die Rotbuche dabei den größten Flächenanteil ein.

Doch wie geht es den heimischen Wäldern im Wienerwald im Angesicht des Klimawandels?

Die klimatischen Rahmenbedingungen haben sich im Laufe der letzten Jahrhunderte immer wieder geändert, wobei der Mensch entscheidend zu den jüngsten Entwicklungen beigetragen hat.
Die Klimamodelle prognostizieren eine Veränderung von Temperatur und Niederschlag: Es wird wärmer und trockener, die Intensität und Verteilung der Niederschläge verändern sich massiv. Kurze und starke Regenfälle, die von den Böden nur schwer aufgenommen werden können, sind vermehrt zu erwarten. Die Bäume leiden darunter, denn die zunehmenden Temperaturen und Trockenheit bedeuten für sie Stress.

Trockenheitsstress allein kann bei Bäumen schon zum Absterben führen, in jedem Fall wird aber ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber anderen Faktoren herabgesetzt. Ein solcher Faktor ist der Borkenkäfer, auch im Wienerwald. Gefürchtet ist er auf der Fichte, bekannt unter dem Namen Buchdrucker oder Großer Achtzähniger Fichtenborkenkäfer. So klingt er noch gefährlicher und das bei einer Körpergröße von nur rund 5 mm. Dennoch bringt der Käfer ganze Bäume, ja Wälder, zum Absterben.

Im Wienerwald wird die Fichte sich wohl auf ihr natürliches Vorkommensgebiet im westlichen Wienerwald in Fichten-Tannen-Buchen-Wäldern zurückziehen. Dort sind auch die Niederschlagsmengen größer und die Temperaturen tiefer, man denke an so mache Wettermeldung der letzten Tage mit Tiefstwerten der Wienerwald-Messstation Klausen-Leopoldsdorf. So viele Qualitäten die Fichte unbestritten hat, im Klimawandel wird sie im Wienerwald wohl kaum zu den Gewinnerinnen zählen.

UNESCO Biosphärenpark Wienerwald

©B.Wolff

Bei der Rotbuche sind Aussagen schon herausfordernder. Der großflächig auftretenden Baumart werden ebenfalls Probleme mit dem Klimawandel in einem Zeitraum bis ins Jahr 2100 prognostiziert. Die Frage des Standorts und der damit verbundenen Wasserverfügbarkeit wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. ExpertInnen verfolgen die Theorie, dass Rotbuchen, die aus natürlicher Verjüngung unter den aktuellen klimatischen Bedingungen heranwachsen, auch ein tiefergehendes Wurzelsystem ausbilden. Dadurch kann sie tiefer liegende Bodenschichten erschließen und besser an Bodenwasser gelangen.

In bewirtschaften Wäldern werden auf trockenen Standorten zunehmend andere Baumarten als Alternative zur Rotbuche, vor allem aber zur Fichte, in Betracht gezogen. Die Traubeneiche oder Weißkiefer zählen ebenso dazu wie die Weißtanne. In machen Waldbeständen wird auch mit den nicht heimischen Baumarten Roteiche oder Douglasie aufgeforstet.

Vermutlich wird der Wienerwald jedoch weiterhin eines der größten zusammenhängenden Laub-Mischwaldgebiete Europas mit der Rotbuche als dominierende Baumart bleiben und damit der UNESCO Biosphärenpark Wienerwald als „Modellregion für nachhaltige Entwicklung“ Bestand haben.

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