Nachgefragt bei: Mag. Helmut Miernicki, ecoplus und Dr. Christian Milota, eNu

Christa Ruspeckhofer | 09.04.2020

Nachgefragt bei: Mag. Helmut Miernicki, ecoplus und Dr. Christian Milota, eNu; Foto: © Linse2.at; Roland Molcik

In der derzeitigen Situation mit Ausgangsbeschränkungen und vielen behördlich geschlossenen Geschäften ist der regionale nachhaltige Einkauf für uns Konsumentinnen und Konsumenten sehr schwierig bzw. einfach kaum möglich. Viele Geschäfte versuchen per Onlineshop ihre Produkte zu verkaufen und auch viele Gemeinden unterstützen ihre kleinen Betriebe mittels Zustellservice.

meinschaufenster.at“ der ecoplus

Viele heimische Geschäfte haben aber kein eigenes Online-Angebot. Für sie wurde vom ecoplus Digitalisierungsteam in Kooperation mit externen Partnern die App „meinschaufenster.at“ entwickelt. Wir haben bei Helmut Miernicki, Geschäftsführer von ecoplus, der Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, genauer nachgefragt.

Herr Miernicki worin liegen die großen Vorteile der Plattform „www.meinschaufenster.at“? Warum sollen Geschäfte als auch Konsumentinnen und Konsumenten diese nutzen?

Das Angebot richtet sich an die vielen kleinen heimischen Geschäfte, die in Normalzeiten bei den Kundinnen und Kunden mit ihrer Beratungskompetenz punkten und keinen Online-Shop haben. Mit der App ‚meinschaufenster.at‘ können sie einfach, schnell und kostenlos in den Online-Handel einsteigen und gleichzeitig ihre Stärken im direkten Kundenkontakt nutzen. Im Unterschied zum klassischen Online-Handel kann jedes Geschäft sofort und ohne Vorkenntnisse mitmachen. Es gibt keinen Produktkatalog, sondern der Verkäufer führt ein klassisches Verkaufsgespräch auf WhatsApp und kann somit seine bewährten Stärken im Verkauf einsetzen.

Die Umsetzung erfolgt in zwei Stufen: zuerst müssen sich die Händler registrieren und dann können die Kunden in einem zweiten Schritt sich auch wieder bei ihrem regionalen Händler beraten lassen und einkaufen.

Daher ist es wichtig, dass sich die Händler registrieren und die Kundinnen und Kunden die kostenlose App herunterladen.

Welche Produkte kann ich über „meinschaufenster.at“ beziehen und wie viele Geschäfte haben sich bereits registriert?

Das Angebot ist für niederösterreichische Verkaufsgeschäfte ohne eigenes Online-Angebot konzipiert. Sie finden hier also ausschließlich Verkaufsgeschäfte und keine Dienstleistungsunternehmen.

Mit Stichtag 6.4. haben sich bereits 235 Händler registriert und damit – zumindest virtuell – ihr Geschäft wieder für ihre Kundinnen und Kunden geöffnet.

Damit ist „meinschaufenster.at“ die optimale Ergänzung und Erweiterung zur höchst erfolgreichen Aktion „Niederösterreich wird nah versorgt“, der Listung heimischer Online-Händler auf der ecoplus Homepage mit rund 1.350 Einträgen.

Die ecoplus fördert die Entwicklung der Regionen und unterstützt deren Wirtschaft im Auftrag des Landes NÖ. Lassen sich vielleicht bereits jetzt, noch mitten in der Corona-Krise, sich daraus ergebende Chancen für Niederösterreichs Wirtschaft für die Zeit danach erkennen?

Derzeit lassen sich die Auswirkungen noch nicht in ihrer vollen Bandbreite abschätzen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass die niederösterreichische Wirtschaft aufgrund ihrer Stärke und ihrer Kompetenz wieder voll Fahrt aufnehmen wird.

Was die Krise jedenfalls gebracht hat, ist eine Stärkung des regionalen Bewusstseins. Dinge, die früher oftmals über das Internet im Ausland bestellt wurden, werden nun vermehrt – auch online – bewusst im Inland gekauft. Das wäre auch eine gute Richtung für die Zukunft.

Vom Hof zur Haustür“ der eNu

Auch die eNu, *Die Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ, bietet mit dem „So schmeckt Niederösterreich“-Onlineshop regionale Köstlichkeiten zum Verkauf an. Durch die Corona-Krise wurde dieses Angebot noch um die Versorgungsbewegung „Vom Hof zur Haustür“ erweitert. Wir haben bei Dr. Christian Milota, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur NÖ, nachgefragt.

Wodurch unterscheidet sich die kürzlich ins Leben gerufene Versorgungsbewegung „Vom Hof zur Haustür“ vom bereits länger vorhandenen „So schmeckt Niederösterreich“-Onlineshop? Worin liegen die Vorteile für die Konsumentinnen und Konsumenten?

Durch die regionale Versorgungsbewegung „Vom Hof zur Haustür“ von „So schmeckt Niederösterreich“, gibt es nun die Möglichkeit regionale Köstlichkeiten per Mausklick zu bestellen oder Großteils kontaktlos regional einzukaufen. So wird Abstand halten leicht gemacht.

Die zahlreichen Direktvermarkter, Hofläden und Handwerksbetriebe sichern auch jetzt die Nahversorgung – ohne große Menschenansammlungen. Einen Lebensmitteleinkauf ohne persönlichen Kontakt bieten Selbstbedienungsläden und Automaten. Außerdem bieten viele niederösterreichische Betriebe jetzt innovative Liefer- und Abholservices an – Bestellungen mit anschließender Abholung, Zusendung oder Lieferung.

„So schmeckt Niederösterreich“ zeigt diese sicheren aktuellen lokalen Einkaufsmöglichkeiten auf und unterstützt dadurch und mit umfassenden Marketingmaßnahmen die regionalen Betriebe.

Über 200 niederösterreichische Betriebe sind schon Teil dieser Versorgungsbewegung. Diese Einkaufsmöglichkeiten bzw. alle Betriebe in Ihrer Nähe finden Sie unter https://www.soschmecktnoe.at/vom-hof-zur-haustuer.

Ganz neu gibt es jetzt auch noch das „So schmeckt Niederösterreich“-Rezeptservice. Was kann man sich darunter vorstellen und wie kann man mitmachen?

Mit „Niederösterreich kocht – ich koche mit!“ bringt „So schmeckt Niederösterreich“ täglich regionale Kost in Niederösterreichs Küchen. Einmal pro Woche gibt es mit dem neuen Rezeptservice einfache Kochanleitungen inkl. Einkaufsmöglichkeiten bei den „So schmeckt Niederösterreich“-Partnerbetrieben zum Nachkochen. Die heimischen Speisen sind einfach und schnell zuzubereiten und mit den frischen regionalen Produkten eine garantierte Gaumenfreude. Um am Rezeptservice teilzunehmen reicht eine Registrierung unter www.soschmecktnoe.at.

Aller Widrigkeiten zum Trotz, lassen sich vielleicht jetzt schon Chancen aus der Corona-Krise für die heimische Landwirtschaft und Lebensmittelbranche, für die Zeit danach erkennen?

Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig die heimische Landwirtschaft und Lebensmittelbranche ist. Heimische Bäuerinnen und Bauern sowie Verarbeiterinnen und Verarbeiter sorgen auch in herausfordernden Zeiten für die Lebensmittelversorgung im Land. Dank dem Einsatz der heimischen Produzentinnen und Produzenten hat Österreich einen hohen Selbstversorgungsgrad. Es sind flexible und innovative Betriebe, die mit guten Ideen und guten Nerven dafür sorgen, dass wir auch in Zeiten der Krise gut gerüstet sind, es kommt zu keinen Engpässe und die hohe Qualität bleibt bestehen. Innerhalb von Stunden wurden Plattformen aufgebaut, um zu zeigen, wie und wo man sich lokal versorgen kann. Von vielen Betrieben wurde ein Liefer- oder Abholservice oder Onlineshop eingerichtet und Onlineplattformen erfahren gerade einen enormen Zuspruch und weiten ihr Angebot aus.

In der Krise zeigt sich, dass es seitens Konsumentinnen und Konsumenten ein starkes Bekenntnis zur regionalen Landwirtschaft und lokalen Anbietern gibt. Es wird eine große Solidarität sichtbar – die Konsumentinnen und Konsumenten unterstützen die lokalen Betriebe – kaufen beim lokalen Bäcker oder Direktvermarkter ein oder unterstützen mit Gutscheinkäufen fürs nächste Familienessen nach der Krise das Lieblingsgasthaus.

Es wird enger zusammengerückt, es ist mehr Zeit sich über seine Versorgung Gedanken zu machen und sie nicht mehr als selbstverständlich zu begreifen. Wichtig wäre, dass dieses Bewusstsein auch nach der Krise und langfristig in den Köpfen der Konsumentinnen und Konsumenten bestehen bleibt und es in punkto Einkaufen zu einem Umdenken kommt.

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