Meine persönlichen und hoffentlich nachhaltigen Ansichten zum Thema Arbeit

Sabine Schellander | 05.03.2019

copyright Arthur Michalek, 2018

Ich bin ein Arbeitstier. Punkt. Ich weiß nicht warum, aber das war immer schon so. Vielleicht gehöre ich zu der Generation „Mädchen“, denen von ihren Müttern eingetrichtert wurde: „Arbeite stets hart und achte darauf, dass Du immer für Dich selber sorgen kannst. Sei ja nie abhängig von Deinem Partner/Deiner Partnerin.“ Oder zu den „Mädchen“, deren Väter extrem erfolgreich waren und die gelernt haben, die Aufmerksamkeit ihrer Väter hauptsächlich über ihre schulische/berufliche Leistung generieren zu können. Wie auch immer, Fakt ist, ich arbeite gerne. Ich mag „beruflich weiterkommen“ und wenn ich das Gefühl habe, ich lerne nichts mehr, kann es passieren, dass ich mir die nächste Herausforderung suche.

Auf der anderen Seite hatte ich immer wieder Phasen, in denen ich mir denke: „Ich will das alles nicht mehr. Ich will mal einen Job haben, der nicht den Großteil meines Lebens einnimmt. Der mir einfach wurscht ist und die Miete zahlt.“ Ich will einfach mal beruflich leiser treten und eine ruhige Kugel schieben.“ Und dann, dann kommt es wie immer anders. Ich vergesse alle guten Vorsätze und suche mir erst wieder etwas, dass mich voll fordert. Einer meiner Ex-Chefs meinte unlängst: „Das brauchst du einfach. Du suchst ständig die Herausforderung und gibst vorher keine Ruhe.“ Ist es das? Brauche ich wirklich ständig etwas, das meine ganze Aufmerksamkeit verschlingt. Macht es mich wirklich glücklich, monatelang an der Grenze zwischen „ich bin total KO und es taugt mir so“ dahin zu schrämen? Und wenn wir schon dabei sind, wie definiert sich eigentlich „nachhaltiges Arbeiten“?

In den letzten Wochen habe ich ein wenig „herumgegoogelt“. Was findet man denn so zum Thema „nachhaltiges Arbeiten“? Die meisten Einträge im Netz, die ich gefunden habe, beziehen sich eher auf „nachhaltiges Wirtschaften“ als auf „nachhaltiges Arbeiten“. A la, was müssen Unternehmen tun, um nachhaltig zu performen?! Ändert man allerdings den Suchbegriff ein wenig, findet man in der Sekunde Millionen Ratgeber zum Thema „Achtsamkeit“, „Work-Life Balance“ und „Burn-Out“. Aber das ist nicht ganz die Ecke, wo ich hin will.

Ich frage mich eher, warum wirtschaften so viele Unternehmen noch so klassisch? Wo wir doch schon so viel mehr wissen. Warum kann man immer noch nicht auf Vertrauen und Commitment setzen, sondern bleibt bei Performance und Kontrolle? Und warum sind wir so doof, und folgen alle brav diesem System?

Unlängst erzählte mir ein Freund, dass er jetzt eine „4-Tage Woche“ hat und es ihm voll taugt. Neben einem freien Tag mehr, bedeutet das nämlich ein Hemd weniger in der Woche. In Bügelzeit umgerechnet, sind das ca. 10 Minuten pro Woche. Sprich knapp eine Dreiviertelstunde im Monat, die er gewinnt. Nicht übel oder? Dazu kommt, dass er jetzt einen Tag hat, an dem er zwar „offiziell“ nicht arbeitet, aber wer sagt denn, dass man sich an dem Tag keine Gedanken über die Arbeit macht? Ich denke ja auch oft genug über meine Projekte nach, wenn ich durch den Wald laufe und darf das nicht als Arbeitszeit in mein Zeiterfassungssystem schreiben, auch wenn ich vielleicht gerade da – im Wald – die Idee des Jahrhunderts habe. Das Thema 4-Tage Woche bei gleichem Gehalt und gleicher Stundenanzahl wurde auch aktuell ganz intensiv in den Medien diskutiert: „Neuseeländische Firma (Perpetual Guardian) macht kürzere Arbeitswoche zur Regel“ (Artikel in der Zeit)

Ein anderer Kollege lies, bei einem gemeinsamen Mittagessen, folgenden Satz fallen: „Spannend, dass sich oft gerade die Nachhaltigkeitsszene selber ausbeutet.“ Seit diesem Tag, frage ich mich: Tun wir das? Und selbst, wenn wir das tun und das Ganze auch noch für einen guten Zweck ist, ist das dann nachhaltig?

Ich habe mich eine Zeitlang mit dem Begriff Holokratie (quasi „Führen ohne Chef“) auseinandergesetzt. Ein Prinzip das auf Transparenz und Partizipation setzt. Ich habe mich mit Leuten aus diesem Bereich unterhalten und naja, nur toll ist das auch nicht immer. Obwohl ich es schon ziemlich super finde. Es müssen halt die richtigen Leute dabei sein, sonst funktioniert das System nicht und alles in allem ist es auch ein wenig träge. Wer mehr darüber lesen will, wie es in „echt“ funktioniert, findet bei Tele Haase ein paar sehr gute Infos und Antworten.

Und wie ist das jetzt mit Firmen, die für völlige Transparenz und Mitsprache stehen? Wie funktioniert das? Ist das besser? In diesem Zusammenhang, kann ich euch den Einhorn-Blog ans Herz legen. Beispielsweise den Beitrag zum Thema Faires Gehalt und Transparenz.

Oder die 4-Tage Woche? Forscher sagen, die Produktivität und damit der Output ist ähnlich wie bei einer 5-Tage-Woche. Wenn nicht sogar besser. Ist das so? Und wenn ja, warum machen das nicht mehr Firmen? Skandinavien und ein paar super fancy Firmen haben da mal wieder die Nase vorn. Leider ist Österreich halt nicht Skandinavien und liegt auch nicht am Meer, aber das ist eine andere Geschichte.

Dann ist da noch die Sache mit der „Flexibilität“: Ich arbeite gerne von zu Hause. Ich arbeite auch gerne zu Randzeiten, wenn das Kind noch oder schon schläft. Ich fühl mich wohl in meiner Wohnung und ich erspare mir damit oft einiges an Wegzeit, die wiederum – ähnlich wie bei der Bügelzeit – als „Lebenszeit“ genutzt werden kann. Allerdings immer von zu Hause arbeiten, ist auch doof. A) verliert man den Anschluss und B) vereinsamt man zunehmend.

Was macht es jetzt also aus, das nachhaltige Arbeiten? Anbei ein paar Punkte/Gedanken/Konzepte zum Thema „Arbeit“ und ein paar Videos, die ich mag. Und ja, es gibt 1000 andere Videos und Bücher und Ansätze, die toll sind. Aber irgendwo muss man ja mal anfangen:

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