Interview mit DI Josef Plank, BMNT-Generalsekretär

Christa Ruspeckhofer | 15.05.2018

Zum Start unserer Aktion „Kennst du die SDGs? WIR TUN WAS“  ist es uns gelungen, Herrn Dipl.-Ing. Josef Plank zum wir-leben-nachhaltig Interview zu bitten.

DI Josef Plank ist seit Jänner 2018 mit Antritt der neuen Bundesregierung als Generalsekretär im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus tätig.

Er war Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA) und neun Jahre lang Umweltlandesrat in Niederösterreich. Anschließend war er als Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich für rund 110.000 bäuerliche Betriebe und als Obmann des Biomasse-Verbandes für erneuerbare Energien und strategische Energie-Planung zuständig.

Als Generalsekretär des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus ist er unter anderem gefordert, bis 2030 die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung umzusetzen.

Herr DI Plank, Sie sind seit Jänner als Generalsekretär des Ministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus tätig. Mit diesem Nachhaltigkeits-Ressort möchte Bundesministerin Elisabeth Köstinger viele zukunftsfähige Themenfelder wie Landwirtschaft, ländlicher Raum, Energie, Umwelt und Tourismus vereinen. Was sind Ihre Aufgaben als Generalsekretär?

Wir sprechen in diesem Ressort eine ganze Reihe von Themen an, die auch in den Entwicklungszielen abgebildet sind. So gesehen haben wir eine sehr wichtige verbindende Funktion. Das Ministerium heißt jetzt ja auch „Nachhaltigkeit“ – das ist ein starkes Zeichen! Meine Rolle ist es, unter anderem dafür zu sorgen, dass die verschiedenen Themen zu einem gemeinsamen Ganzen werden. Das ist eine spannende Herausforderung.

Was bedeutet für Sie persönlich Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist, jetzt etwas zu tun, wovon die kommenden Generationen profitieren können. Ich komme aus den Bereichen der Land- und Forstwirtschaft und gerade dort ergibt dies ein schönes Bild.

Als Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus ist dieses neue Ressort gefordert, die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung umzusetzen. Sie betonen, dass wir diese herausfordernden Ziele nicht als Bedrohung oder Pflichterfüllung sehen dürfen, sondern als Chance für alle. Welche Chancen haben sich aus Ihrer Sicht aus der Unterzeichnung der Agenda 2030 für Österreich ergeben?

Die Chancen werden nicht von allen Staaten gesehen.

Mit nachhaltigem Management, mit nachhaltigen Technologien, die wirklich nach vorne schauen, möchten wir in Österreich an der Ressourceneffizienz arbeiten und Lebensqualität sichern und weiterentwickeln. Es geht nicht um ein „zurück in die Vergangenheit“, sondern die Möglichkeiten unserer Zeit gut einzusetzen, um dazu beizutragen, dass es den Menschen weiterhin gut geht. Allen Menschen auf dieser Welt muss eine positive Entwicklung ermöglicht werden. Weil Nachhaltigkeit ist nicht, was wir derzeit erleben, dass es einer – auch nicht allzu kleinen – Gruppe gut geht und diese aus dem Vollen schöpft. Das müssen wir uns bewusstmachen, funktioniert nur so lange, solange es sehr viele gibt, die sehr wenig oder nichts haben.

Foto: Interview mit DI Josef Plank, BMNT-Generalsekretär, © D. Capano

Interview mit DI Josef Plank, BMNT-Generalsekretär

Was hat die Regierung in puncto SDGs schon umgesetzt? Welche Projekte sind aufgrund der Agenda 2030 ins Leben gerufen worden?

Die Frage ist, ob an den Themen, an denen die Regierung gerade arbeitet, die SDGs maßgeblich beteiligt sind oder sie nicht eine neue Grundlage dafür bieten. Was schon sichtbar ist: In den SDGs wird ganz bewusst das Leben auf dem Land angesprochen – nicht nur das Leben in den Boom-Regionen und in den Städten, sondern auch das Leben in den Gemeinden. Dieses Thema ist auch in Österreich in letzter Zeit deutlich stärker geworden, auf dessen Grundlage der Masterplan Entwicklung des ländlichen Raums ausarbeitet wurde. Das Thema erhält damit einen neuen Aufschwung und das ist ganz entscheidend und wichtig. Auch beim Thema Energie und in anderen Bereichen der Nachhaltigkeitsagenda haben wir in Österreich schon relativ stabile und gute Ergebnisse.

Die Kernanliegen der Agenda 2030 sind sehr komplex. Sie zielt u.a. darauf ab Armut und Hunger überall auf der Welt zu beenden, Ungleichheiten in und zwischen Ländern zu bekämpfen, Menschenrechte für alle zu verwirklichen und Geschlechtergleichstellung und Selbstbestimmung aller Frauen und Mädchen zu erreichen. Als Privatperson fühlt man sich fast ohnmächtig, wenn es um solche großen weltweiten Probleme geht. Was kann aus Ihrer Sicht trotzdem jede/jeder Einzelne von uns dazu beitragen die Erreichung dieser Ziele zu unterstützen?

Jeder/Jede Einzelne kann zu den Kernanliegen der Agenda sehr viel leisten. Der entscheidende Punkt ist, und das wäre das Essentielle daran, dass diese Ziele für nachhaltige Entwicklung auch wirklich bewusst werden und an die Menschen herankommen: Nehmen wir als Beispiel die bezahlbare und saubere Energie – eines meiner Lieblingsthemen. Da liegt es schon an meiner Entscheidung, wie ich mobil unterwegs bin, wie ich meine Wohnung oder mein Haus heize. Das sind individuelle Entscheidungen – die natürlich nicht immer nur geprägt sind vom persönlichen Willen, sondern auch von den leistbaren Möglichkeiten – aber da kann jeder selbst einen Beitrag leisten. Auch mit dem Umgang mit den Rohstoffen und unseren Lebensmitteln hat jeder persönlich eine ganz große Verantwortung. Wenn alle nachhaltig einkaufen, wird der Markt sich anpassen und Ressourcenverschwendendes wird morgen nicht mehr produziert werden.

Und das ist auch bei den Entwicklungszielen so. Sonst bleibt es eine theoretische Agenda, die an vielen Menschen vorbei geht und keine klaren Ergebnisse bringt.

Wir als eNu wollen mit unserer Aktion „Kennst du die SDGs?“  genau dort ansetzen. Was kommt in der Diskussion zu kurz? Was würden Sie uns mitgeben? Wann wären Sie zufrieden?

Mir ist es wichtig, aus dieser erhobenen Zeigefinger- oder Verzichtsdebatte herauszukommen. Wir reden hier eigentlich vom Besser Leben, und hier müssen wir die Menschen mitnehmen.

Das ist die Botschaft und die muss uns gelingen, herübergebracht zu werden. Alles andere ist mühsam und schwierig und – glaub ich – auch nicht sehr erfolgreich.

Foto: Interview mit DI Josef Plank, BMNT-Generalsekretär, © D. Capano

Interview mit DI Josef Plank, BMNT-Generalsekretär

Es sind jetzt noch knapp 12 Jahre Zeit bis die ambitionierten Ziele der Vereinten Nationen bzw. der Agenda 2030 erfüllt sein sollen. Wie stellen Sie sich persönlich die Welt im Jahr 2030 vor? Was wird uns Ihrer Meinung nach erwarten? Was wird anders sein als heute?

Ich glaube, wir stehen vor echten, fast revolutionären Veränderungen. Zum einen sind wir in der Globalisierung angekommen: Globalisierung von Kapital, Warenströmen, aber auch der Mobilität. Die Digitalisierung lässt das zu, weil man Informationen von überall herbekommt und dauernd vernetzt ist. Wie diese digitale Revolution weitergeht, weiß ich nicht. Vieles deutet auch darauf hin, dass wir Elemente des Klimawandels, der Klimaerwärmung stärker wahrnehmen werden als uns vielleicht lieb ist und damit werden auch Themen, die in den Nachhaltigkeitszielen beinhaltet sind, noch wichtiger. Wie schaffen wir es, dass „kein Hunger weltweit“ sichergestellt ist? In vielen Regionen der Welt heißt Armut immer noch Hungerarmut. Und diese Armutsentwicklung wird uns in der modernen Welt auch betreffen, und zwar mit der Migration. Und damit sind wir beim nächsten herausfordernden Thema, das dann wieder alle betrifft. Früher war Armut weit weg. Armut war z.B. in Bangladesch und da „spenden wir halt ein bisschen“. Heute heißt Armut rund um die Sahara für uns möglicherweise, dass sich hungernde Menschen auf den Weg zu uns machen, weil sie keine Perspektive haben. Das hat sich verändert und das wird sich noch stärker zuspitzen, davon in ich überzeugt.

Kurz nachgefragt

Was ist wichtiger: Mittag – oder Abendessen?
Mittagessen

Wie oft schauen Sie täglich auf Ihr Handy?
Viel zu oft!

Was machen Sie an einem freien Tag?
Ich würde ihn am liebsten in den Bergen verbringen.

Was war früher Ihr liebstes Schulfach?
Geografie

Sie sind kein Anhänger von…
lacht – Austria Wien.

Welches war das schönste Kompliment, das Ihnen jemand einmal gemacht hat?
Das schönste Kompliment ist, wenn die eigenen erwachsenen Kinder sagen, du hast nicht alles falsch gemacht.

Buch oder Musik?
Musik

Wenn es eine Sache gäbe, die Sie an sich ändern könnten, welche wäre das?
Noch mehr Ordnung haben.

Für welche drei Dinge in Ihrem Leben sind Sie am dankbarsten?
Meine Familie, meine Gesundheit in meinem nicht mehr ganz jugendlichen Alter und dass ich in meinem Leben viele Chancen bekommen habe, die ich auch nutzen konnte.

Sie kommen aus dem Mostviertel. Gerade war Baumblüte. Gibt es einen speziellen Lieblingsmost?
Most gehört zum Mostviertel! Der Schmied Most – produziert von den Mostbaronen der Eisenstraße – ist ein gut gefragtes Produkt bei mir.

 

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