Wundermittel Backrohrreiniger? Weg damit!
Christa Ruspeckhofer | 14.03.2018

Auf der Suche nach meinem Nummer 1 „Weg damit-Ding“ habe ich heute meinen Putzschrank durchforstet und ein einmalig benütztes Relikt aus fast schon vergessenen Zeiten gefunden – den Backofenreiniger. Obwohl es so fein wäre: Einsprühen, über Nacht einwirken lassen und nur mehr mit einem feuchten Tuch nachwischen. Seufz! Allerdings, der Geruch und die vielen Warnhinweise auf den Backofenreiniger machen mich schon sehr nachdenklich.
Und ja, ich weiß – gleich nach dem Backen, Braten, Grillen das Backrohr reinigen – ist die beste Lösung. Aber so nach einem gemütlichen Essen mit den Lieben wird das Putzen doch auch hin und wieder – okay, auch öfter – auf das nächste Mal verschoben. Wie werden wir es los, das eingebrannte Fett, den verkrusteten Bratensaft, der geschmolzene Käse, die aufgeplatzten Frühlingsrollen (ein kleines, aber sehr klebriges Malheur meines Sohnes 🙂 )? Helfen die oft angepriesenen Hausmittel? Und welche Rolle spielt dabei ein Rasierschaum?
Tipps unserer Expertin:
Gängige Backofenreiniger enthalten Tenside zur Fettlösung, Lösemittel (oft Alkohole), Treibgase und Duftstoffe, um die Eigengerüche der anderen Stoffe zu übertünchen. In manchen Produkten kann auch stark ätzend wirkendes Natriumhydroxid enthalten sein. Das bildet zusammen mit Wasser Natronlauge. Alles wirkt gut gegen den Schmutz, ist aber nicht ungefährlich. Heftig reagiert Natronlauge mit Aluminium bzw. löst es dieses auf. Manche Inhaltsstoffe sind sogar leicht entzündlich. Gut Lüften ist daher wichtig.
Wenn dir die Liste der Inhaltsstoffe wie der Inhalt eines Chemiebuches vorkommt: Weg damit bzw. gar nicht kaufen und gänzlich auf diese Mittel verzichten!
Sinnvolle (?) Alternativen:
Regelmäßig feucht wischen – JA!
Die beste Lösung ist es das Backrohr nach jeder Benützung mit einem feuchten Tuch auszuwischen.
Wenn sich allerdings hartnäckige, fetthaltige Verschmutzungen und Verkrustungen gebildet haben bedarf es einiger chemischer Mithilfe:
Schmierseife – JA! Speziell bei starken Verschmutzungen
Etwas Wasser direkt auf die Schmierseife geben und mit einem Pinsel auf die Verschmutzungen auftragen. Hier lassen sich auch Backofenrost, Seitenwände und die Oberseite des Backrohrs zwischen den Heizelementen gut behandeln. Einwirken lassen (z.B. über Nacht), mit Küchenrolle oder Tuch wegwischen und mit sauberem Wasser feucht nachwischen – fertig. Weil Schmierseife in dieser konzentrierten Form eine starke Lauge ist, schütze dich mit Handschuhen und einer Schutzbrille.
Backpulver – JA!
Backpulver und Wasser zu einem Brei vermischen und auftragen. Einwirken lassen und wegwischen.
Wusstest du, dass… Backpulver aus einer Kohlenstoffquelle, meist Natron (Natriumhydrogencarbonat) und einem Säuerungsmittel (Weinsäure, Calciumcitrat, o.ä.) besteht. Ein Trennmittel aus Mais-, Reis- oder Weizenstärke soll Feuchtigkeit binden.
Salz – JA! Bei geringen Verschmutzungen
Speisesalz auf dem Schmutz verteilen und das Rohr auf circa 50°C aufheizen. Wird das Salz braun, abschalten und samt Verschmutzung entfernen.
Rasierschaum – NEIN!
Er enthält zwar Tenside, welche Verschmutzungen lösen. Gleichzeitig sind als Treibmittel Propane oder Isobutane enthalten, die in flüssiger Form wie Lösemittel wirken. Diese und die charakteristischen Duftstoffe hast du dann im Backrohr, wo schon bald wieder ein Kuchen gebacken wird.
Zitronen, Waschpulver oder Soda – NEIN!
Sie sind in der Wirkung entweder bescheiden, funktionieren nicht bei eingebranntem Schmutz oder sind sehr aufwendig in der Anwendung.
Bei der Selbstreinigungsfunktion im Pyrolyse-Backofen werden durch die große und lange Hitzeeinwirkung alle Verschmutzungen verbrannt. Dabei werden Chemikalien eingespart, dafür aber Strom verbraucht.
PS: Spezialreinigungsmittel, die ihr nicht mehr verwenden möchtet, entsorgt bitte beim nächsten Altstoffsammelzentrum.
Zum Nachlesen:
Neue Chemikalien-Kennzeichnung
Kar_la
26.05.2023, 19:02
Mir ist nicht ganz klar, warum ein Backpulver-Wasser-Gemisch gut zur Reinigung sein soll, aber Soda mit Wasser nicht. Vielleicht ist noch jemand da, der mich aufklären könnte? Bisher las ich immer, dass in solchen Dingen Backpulver und Soda mindestens ebenbürtig sind.
Florian
20.11.2021, 9:44
Ich finde ja das Natriumhydroxid kommt oben leider viel zu schlecht weg. In geringen Konzentrationen kann man daraus auch einen Backofenreiniger herstellen, statt auf diese Wirkung zu verzichten, sie ist in meiner Erfahrung nämlich doch deutlich effektiver als Schmierseife.
Natürlich muss man dabei Handschuhe und Schutzbrille tragen, und einige Sicherheithinweise beachten, aber die Zeitersparnis ist mir das Wert.
Der zweite riesige Vorteil ist, dass man damit selbst Naturseife auf Basis von Ölen und Fetten herstellen kann, und darauf basierend auch Schmierseife und viele andere Reiniger für den Haushalt. Das ist meiner Meinung nach ein ziemlich nachhaltiger Ansatz, weil man so wirklich komplett auf gekaufte Reinigungsmittel, Seifen, Shampoos usw. verzichten kann.
Andrea
20.03.2018, 9:40
Kann mir jemand helfen? Wo bekomme ich eine pflanzliche, Bio – Schmierseife her?
Freu mich auf Antworten!
Christa Ruspeckhofer
21.03.2018, 11:30
Liebe Andrea, schau mal in unsere ÖKOrein Datenbank. Dort findest du Produzenten/innen von pflanzlichen Schmierseifen. Zu kaufen gibt es sie in Biomärkten und auch direkt bei der/dem HerstellerIn zu bestellen.
Anne
14.03.2018, 10:52
Toller Beitrag! Ich habe auch ein „Rezept“: Backpulver mit Wasser und Essig zu einem Brei verrühren – das schäumt ein wenig :). Eingetrocknete, verkrustete Backrückstände damit einreiben/ benetzen.
Die Schale mit der restlichen Wasser-Backpulver-Essig-Mischung auf den Gitterrost stellen. Das Rohr einschalten und bei 100°C 45 Minuten heizen. Die Dämpfe des Gemisches verteilen sich dann im ganzen Rohr. Dadurch kann danach der Schmutz einfach weggewischt werden!
Christa Ruspeckhofer
15.03.2018, 16:12
Backpulver und Essig zusammen ist etwas viel. Die Dämpfe die sich dabei entwickeln reizen Augen und Schleimhäute. Wir empfehlen daher den Essig wegzulassen und bei wirklich hartnäckigem Schmutz eher zur Schmierseife zu greifen.
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