Meine Wärmepumpe – ein Wunder der Technik
Tino Blondiau | 02.01.2018

Die Wahl der richtigen Heizform ist von Haus zu Haus sehr verschieden. Passivhäuser kommen ohne aufwendiges Heizsystem aus, deshalb mein Tipp: Dämmen, dämmen, dämmen. Bei guter Planung können auch alte Häuser gedämmt werden. Ich konnte in meinem alten Bauernhaus durch eine Zellulosedämmung im Dachbereich (ca. 30-40cm) und an den Außenwänden (etwa 20cm) meinen Energieverbrauch auf weniger als ein Viertel reduzieren. Jedoch ohne Heizung komme ich auch nicht aus. Meine Überlegungen gingen vom Stückholzkessel über den Pelletskessel bis zur Wärmepumpe.
Passend zur Heizsaison und zur Inbetriebnahme meiner Wärmepumpe vor wenigen Tagen, darf ich euch von den ersten Erfahrungen meiner neuen großen „Kiste“ berichten. Von außen betrachtet ist es wirklich nur eine Kiste mit aufgesteckten weißen Blechen. Der Hersteller hat ihr ein paar Rundungen verpasst und dafür einen Design Award bekommen. Nachdem die Wärmepumpe in einem kleinen Kammerl ihr Dasein fristen darf, ist mir ihr aussehen ziemlich wurscht, denn es geht um ihr Innenleben und das hat mich ziemlich beeindruckt.
Was ist eine Wärmepumpe und wie funktioniert sie?
Jeder von uns hat eine Wärmepumpe zuhause stehen, den meisten ist das wahrscheinlich gar nicht bewusst. Ein Kühlschrank ist nämlich auch eine Wärmepumpe, nur nutzen wir da nicht die Wärme, sondern die Kälte.
Die Sonne wärmt im Sommer die Erde unter unseren Füßen, die Luft und auch das Grundwasser und diese drei Wärmequellen (Erdwärme, Luft oder Wasser) können auch zum Heizen genutzt werden. Ab einer gewissen Bodentiefe (etwa 1,2m) hat die Erde eine konstante Temperatur von etwa 10 Grad. In Kellern und insbesondere in Weinkellern nutzen wir die Erdwärme bereits seit Generationen – im Sommer kühl und im Winter relativ warm.
Doch wie macht die Wärmepumpe aus kühlen 10 Grad Wärme? Sie nutzt ein Phänomen, das wir alle vom Duschen oder Baden kennen. Bevor wir uns abtrocknen ist uns kalt. Das Wasser auf unserer Haut verdunstet und dabei entsteht Verdunstungskälte. Mittels eines Kompressors wird ein Flüssigkeitsgemisch verdampft und anschließend verdichtet. Dadurch steigt die Temperatur und kann an den Heizkreislauf oder den Warmwasserspeicher abgegeben werden. Das Arbeitsmittel wird wieder dekomprimiert und durch den Wärmeentzug deutlich kälter. Meine Wärmepumpe nutzt Erdwärme.

© T. Blondiau
Links im Bild ist 9,2 Grad zu sehen, das ist die Temperatur die aus dem geschlossenen System aus der Erde kommt. Die Wärmepumpe kühlt das Medium auf 4,1 Grad ab (links unten) und schickt es wieder in den Boden. Gleichzeitig fährt die Wärmepumpe mit 32,6 Grad in meine Fußboden beziehungsweise Wandheizung. So niedrige Vorlauftemperaturen sind nur durch eine Wand- bzw. Fußbodenheizung erreichbar. Was mich an dem ganzen System so fasziniert ist die Arbeitszahl (COP). Im Bild ist 6,3 angegeben. Das bedeutet, dass die Wärmepumpe aus einem Teil Strom die 6,3 fache Menge an Wärme erzeugen kann. Wenn die Wärmepumpe 1000 Watt Strom aufnimmt kommen 6300 Watt Wärme heraus. Ziemlich faszinierend. Das Bild ist jedoch nur eine Momentaufnahme. Je niedriger die Vorlauftemperatur der Heizung desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe. Dies bringt mich zu einem ganz wesentlichen Punkt.
Passt eine Wärmepumpe zu mir?
Oder anders gefragt, macht eine Wärmepumpe in meinem Haus Sinn und wenn ja welche? Klimaaktiv hat eine übersichtliche Heizungsmatrix erstellt, um darzustellen, welche Heizungsart bei bestimmten Gebäuden Sinn macht. Wenn in meinem Haus Heizkörper installiert sind, muss eine Wärmepumpe das Temperaturniveau relativ hoch anheben, wodurch die Arbeitszahl sinkt. Das kann soweit gehen, dass rein elektrisch geheizt werden muss und dann steigen die Heizkosten enorm. Nicht in jedem Haus ist eine Wärmepumpe sinnvoll. In Gebäuden mit guter Dämmung und Niedertemperaturheizung kann über eine Wärmepumpe nachgedacht werden.
Luft- Wasser- oder doch Erdwärme?
Vor dieser Frage bin ich sehr lange gestanden. Grundwasserwärmepumpen sind nicht in jedem Ort machbar und in meinem Fall wäre die Nutzung sehr kompliziert gewesen.
Das einzige Argument, das in meinem Fall für eine Luftwärmepumpe gesprochen hätte, ist der etwas niedrigere Anschaffungspreis. Nach langem hin und her habe ich mich dann doch für die etwas teurere Variante der Erdwärme mit Tiefenbohrung entschieden. Eine Entscheidung, über die ich im Nachhinein, aus mehreren Gründen, sehr froh bin.
Die Luftvariante ist deutlich ineffizienter, denn wenn es draußen richtig kalt ist und minus Grade hat, benötigt mein Haus auch die meiste Heizenergie. Der Boden hat eine viel konstantere Temperatur als die Luft. Bei einer Luftwärmepumpe hat man wie bei einer Klimaanlage ein Außengerät mit einem Ventilator. Der surrende „Kobel“ wäre bei mir buchstäblich zwischen Terrasse und Blumenbeet im Hof gestanden. Eine Vorstellung, die mir gar nicht gefallen hat.
Abschließend möchte ich festhalten, dass eine Heizung eine Investition in die Zukunft ist. Lasst euch daher lieber länger Zeit, euch gut und unabhängig beraten zu lassen. Ich bin mit meinen ersten Erfahrungen sehr zufrieden und hätte nicht gedacht, dass meine Heizung so gut und effizient funktioniert. Zum Glück habe ich mich nicht für die günstigere Luftvariante entschieden, eine Entscheidung, über die ich mich vielleicht Jahrzehnte geärgert hätte.
Whydonate
14.12.2022, 15:48
Interesting post.
Martin Knoglinger
31.12.2021, 8:54
Hallo Tino!
Super Beitrag, gut geschrieben. Du sprichst gerade ein Problem an, vor welche viele stehen, die sich ein Altbau Haus erworben haben. Was vielleicht in deinem Artikel zu kurz kommt und viele oft nicht bedenken ist, dass man zuerst an der Dämmung investieren sollte, und erst danach das Heizungssystem erneuern sollte. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn wie auch privat schon Leute kennengelernt, die entweder auf die Dämmung verzichtet haben oder eben „nur“ das Heizungssystem erneuert haben. In diesen Fall würde aber eine Heizung im Endausbau – also nach Setzen aller Sanierungsmaßnahmen – überdimensioniert sein. D. h. es könnte an den Investkosten eingespart werden, zumindest bei der Heizung, und die Wärmepumpe würde auch nicht im dauerhaften Teillastbetrieb arbeiten müssen. Das würden vermutlich Daniela als Energieberaterin genau so sehen, bzw. hast du das mit deiner Story ja gut zum Ausdruck gebracht. Unsere Erfahrunegn haben wir daher unter https://www.cleverello.at/info/ratgeber/heizungstausch-zu-waermepumpe zusammengefasst.
Gratuliere dir auch zu diesen COP Wert!
Beste Grüße Martin
Lucy
08.08.2021, 23:09
Da unser zukünftiges neues Haus ziemlich gut gedämmt ist, wodurch wir im Winter einen recht geringen Wärmeverlust haben, sind wir der Überzeugung, dass eine Wärmepumpe sinnvoll ist. Da wir jedoch keine erfahrenen Fachleute sind, werden wir uns zuvor dennoch beraten lassen. Wir sind optimistisch, dass die Installation erfolgreich verlaufen wird.
Lucy
08.04.2021, 12:51
Hallo, vielen Dank für Ihren sehr informativen Blog! Auch ich bin über meine Entscheidung, mir eine Wärmepumpe anzueignen, sehr froh. Bei gut gedämmten Häusern ist es eine wirklich energieeffiziente Methode. Daher ist es sehr hilfreich, sich bei einer Firma mit Expertise im Bereich Wärmepumpen-System vor dem Kauf ausgiebig beraten zu lassen.
Rainer Bögl
31.03.2021, 10:40
Meine Grundwasserwärmepumpe ist seit 2014 in Betrieb. Mich würde interessieren, wie ihr eure Wärmepumpen konfiguriert habt, um diese möglichst effizient zu betreiben. Besonders interessieren würde mich die Warmwasserbereitung, weil die Einstellung für die Heizungen viel von der zu heizenden Fläche und dem persönlichen Empfinden abhängt.
Mein Ziel wäre, möglichst Viel PV-Energie für die Wärmepumpe zu verbrauchen. Deshalb habe ich meine Einstellungen wie folgt gewählt:
Warmwassertemperatur auf 46° C Normaltemperatur eingestellt.
Nachtabsenkung Warmwasser auf 35°C von 22:00 Uhr bis 11:00 Uhr vormittags. Die Hauptduschzeit ist bei uns abends. Bin aber selbst nach 5 Jahren immer noch etwas am experimentieren und optimieren. Die Anforderungen mit e-Auto, etc. haben sich geändert.
Wie sind eure Konfigurationen?
Ansonsten ein toller Artikel!
Viele Grüße
Rainer
Martin
24.03.2021, 13:16
Hallo Tino,
wunderbar, dass du das Thema Wärmeversorgung nicht nur im Kontext des Heizungstauschs, sondern auch in Bezug auf die umfassende Sanierung im Altbau siehts. Wir glauben, genau diese Einstellung ist in Deutschland notwendig, um die Wärmewende wirklich voranzubringen. Auch wir haben unser Haus umfassend saniert und nun eine neue Heiztechnik (mit einer Luftwärmepumpe als Wärmeerzeuger) installiert – und sind sehr zufrieden. Unsere Erfahrunegn im Detail haben wir dazu unter https://www.altbau-neu-gedacht.de/2021/03/15/heizungstausch-unsere-neue-luftwaermepumpe/ dokumentiert.
Oskar Jenisy
05.12.2019, 20:01
Hallo Tino! Für die Warmwasser Aufbereitung haben wir uns eine Luft Wärmepumpe angeschafft, die „beste“ Entscheidung…. vor einem Jahr habe ich die Warmwasserheizung deaktiviert und durch Infrarot Paneele ersetzt, für uns die optimalste Heizung. Keine Konvektionsheizung mit allen Nachteilen mehr. Das Gas ist komplett weg, Der Installateur hat uns vor den immensen Kosten gewarnt, sowohl bei der Infrarot Heizung, als auch bei der Wärmepumpe. Die Wirklichkeit ist aber, dass ich mit Heizung nicht sonderlich viel an Strom verbraucht habe, ebenso jetzt mit der Wärmepumpe. Aktuell in 16 Tagen 19 kw, mach pro Tag nicht ganz 40 Cent an Kosten. Im Frühjahr kommt noch eine Photovoltaik Anlage mit ca. 5 kwp dazu.
Fazit: angenehmere Heizung, jeder Raum individuell regelbar. Der Keller hat normal in dieser Jahreszeit ca 20 Grad bei einer Luftfeuchte von 60 – 65% gehabt, jetzt aktuell 17, 5 Grad bei 52 % Luftfeuchte. Jetzt kann ich besser Lebensmittel im Keller lagern…. 😉
Hans
04.10.2019, 13:18
Meine Schwester installierte auch eine Wärmepumpe in ihrem Haus. Sie ist mit diesem System zufrieden. Ich möchte es auch versuchen, aber ich werde es vorher ein wenig herausfinden.
Sommer Roswitha
02.02.2018, 17:01
Danke für die Rückmeldung, ABER das Haus ist aus den 1980 Jahren, Fußbodenheizung wäre ein sehr großer Aufwand, best. Heizkörpfer für eine Holzheizung haben wir.
Pelletheizung geht auch nicht, da wir einen zusätzlichen Lagerraum benötigen würden (der nicht vorhanden ist). Nach Rücksprache mit einem Installateur wurde uns leider eine Ölheizung angeboten.
Sommer Roswitha
08.01.2018, 8:35
Ich benötige auch eine neue Heizung. Funktioniert eine Tiefenbohrung auf mit herkömmlichen Heizkörpern oder funktioniert das nur bei einer Fußbodenheizung.
Bitte um Rückmeldung wer diesbezüglich schon Erfahrung hat. DANKE!
Tino Blondiau
08.01.2018, 10:26
Liebe Roswitha,
danke für deinen Kommentar und die interessante Frage.
Im Absatz „Passt eine Wärmepumpe zu mir?“ bin ich bereits auf die Frage eingegangen.
Mit dem Link von Klimaaktiv kannst du schauen welche Heizung zu deinem Gebäude passt.
Ich würde eine Wärmepumpe bei einem gedämmten Haus mit Niedertemperaturheizung (Fußboden oder Wandheizung) empfehlen. Für Wärmepumpen gibt es spezielle Heizkörper, die mit geringen Vorlauftemperaturen arbeiten. Der Nachteil ist, dass diese Heizkörper relativ teuer sind und du deine alten Heizkörper ersetzen müsstest.
Hast du schon mal über eine Holz oder Pelletheizung nachgedacht?
Daniela hat bereits den Link zur Energieberatung NÖ geteilt. Ich hab mich damals für eine unabhängige Energieberatung entschieden und das hat mir sehr geholfen.
Daniela Capano
08.01.2018, 9:08
Liebe Roswitha, Informationen und Tipps zur Heizung gibt es auch bei der Energieberatung NÖ unter http://www.energieberatung-noe.at.
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