Interview mit Mag.a(FH) Christina Mutenthaler, Leiterin der Initiative „So schmeckt NÖ“

Daniela Capano | 19.12.2017

Interview mit Mag.a. Christina Mutenthaler, Leiterin der Initiative "So schmeckt Niederösterreich"
Interview mit Mag.a. Christina Mutenthaler, Leiterin der Initiative "So schmeckt Niederösterreich"

Dieses Mal ein besonderes Interview in unseren eigenen Reihen: Mag.a(FH) Christina Mutenthaler, MBA ist Mitglied der Geschäftsführung bei der Energie- und Umweltagentur NÖ und leitet auch die Stabstelle „Public Relations & Affairs“ sowie den Bereich „Kulinarik & Regionalität“ innerhalb der eNu.

Als Leiterin der Kulinarik-Initiative „So schmeckt Niederösterreich“ ist es ihr ganz besonders wichtig, das Bewusstsein für die vielen Vorteile regionaler Lebensmittel zu stärken und typisch niederösterreichische Spezialitäten vor den Vorhang zu holen. „So schmeckt Niederösterreich“ erleichtert Konsumentinnen und Konsumenten den Zugang zu heimischen Erzeugnissen und bietet niederösterreichischen Produzentinnen und Produzenten, VerarbeiterInnen, Gastronominnen und Gastronomen die Möglichkeit, ihre Produkte bei zahlreichen Veranstaltungen und Messen zu präsentieren.

Liebe Christina, was zeichnet die Initiative „So schmeckt Niederösterreich“ besonders aus? Wie viele Partnerbetriebe gibt es derzeit in Niederösterreich? Und wer kann eure/eurer PartnerIn werden?

Mit unserer Arbeit unterstützen wir bäuerliche Familienbetriebe, GastronomInnen und kleine bis mittelgroße Gewerbebetriebe in der Lebensmittelbranche. Wer die ProduzentInnen kennt, also die Menschen die hinter ihren Produkten stehen, hat Vertrauen in die Qualität und Herkunft seiner Lebensmittel. Derzeit vereint „So schmeckt Niederösterreich“ knapp 500 Partnerbetriebe entlang der Wertschöpfungskette. Niederösterreichische LebensmittelproduzentInnen, landwirtschaftliche Betriebe, Direktvermarktungsbetriebe, WinzerInnen, GastronomInnen, HändlerInnen und Onlineshops die unsere Kriterien erfüllen, können PartnerInnen werden. Wichtig dabei ist, Herkunft aus Niederösterreich, top Qualität und hervorragender Geschmack.

Die Initiative unterstützt regionale ProduzentInnen bei der Vermarktung ihrer Produkte und stärkt somit auch den ländlichen Raum. Nach welchen Qualitätskriterien werden die PartnerInnen ausgesucht?

Um ein „So schmeckt Niederösterreich“-Partnerbetrieb werden zu können, müssen folgende Hauptkriterien erfüllt sein:

  • Der Betriebsstandort liegt in Niederösterreich.
  • Es werden Produkte hergestellt bzw. im Wirtshaus angeboten, welche die kulinarische Landschaft Niederösterreichs wiederspiegeln.
  • Die Wertschöpfung in der Produktion bzw. Verarbeitung erfolgt mehrheitlich in Niederösterreich.
  • Teilnahme an einem Gütesiegel- bzw. Qualitätsprogramm wie z.B. AMA-Gütesiegel, AMA-Gastrosiegel, BIO-Zertifizierung, Gutes vom Bauernhof, Qualitätswein, Top Heurige, etc.. Falls dieses Kriterium nicht erfüllt werden kann, weil für die Branche kein Programm besteht z.B. für Bäckereien, entscheidet ein Expertenkomitee aus Landwirtschaftskammer, Wirtschaftskammer, Landesregierung NÖ – Abteilung Landwirtschaftsförderung, Ecoplus – Lebensmittelcluster und Niederösterreich Werbung.

Befragt man KosumentInnen, würden viele gerne vermehrt in der Region einkaufen und auf saisonale Produkte zurückgreifen. Leider wird es oft nicht in die Tat umgesetzt. Woran glaubst du liegt das? Wo würdest du ansetzen, um hier noch mehr Bewusstsein zu schaffen?

Die KonsumentInnen sind einerseits das breite, über die Jahreszeiten konstante Angebot der Supermärkte gewöhnt, andererseits wünschen sie sich immer stärker den direkten Kontakt zu den ProduzentInnen und wollen genau wissen woher die Produkte kommen und wer diese produziert. Es ist eine wesentliche Aufgabe von „So schmeckt Niederösterreich“, den KonsumentInnen bewusst zu machen, dass wir mit unserer Kaufentscheidung gezielt das Angebot beeinflussen können. Beispielsweise bieten Bauernmärkte eine spannende Alternative zum herkömmlichen Supermarkt. KonsumentInnen können dort direkt Kontakt mit den ProduzentInnen aufnehmen und aus erster Hand über die Herstellung des Produktes sprechen. Uns muss aber bewusst sein, dass Regionalität auch mit Saisonalität einhergeht. Das bedeutet für mich persönlich keine wesentliche Einschränkung jedoch eine gewisse Flexibilität beim persönlichen Speiseplan. Jede Jahreszeit bietet vielfältigste kulinarische Highlights. Genau diese Dinge wollen wir den Menschen mit Aktionen wie der Gemüse- und Erdäpfelpyramide, der Pflanzenverteilaktion, den Rindfleischwochen, Regional denken & Regional schenken etc. immer wieder klar vermitteln.

Partnerbetriebe von "So schmeckt Niederösterreich"

Partnerbetriebe von „So schmeckt Niederösterreich“

Seit Ende November können NiederösterreicherInnen an der Aktion „Regional denken & Regional schenken“ mitmachen und so das Geld für ihren Weihnachtseinkauf bei „So schmeckt Niederösterreich“-Partnerbetrieben zurückgewinnen. Einfach ein Foto vom Einkauf bzw. Gutscheinkauf direkt Ab Hof, im Bauernladen, im Restaurant, auf einem Adventmarkt bzw. Bauernmarkt oder im „So schmeckt Niederösterreich“-Onlineshop auf soschmecktnoe.at/regionalschenken hochladen und gewinnen! Wie kommt die Aktion bei den KonsumentInnen an? Für Kurzentschlossene: Bis wann kann ich noch teilnehmen?

Mit dieser Aktion haben wir meiner Meinung nach genau den Zeitgeist der NiederösterreicherInnen getroffen. Gerade in der Adventzeit wollen wir unter dem Motto „regional denken – regional schenken“ intensiver die Bevölkerung animieren bspw. ihre Geschenke bei unseren regionalen Betrieben einzukaufen und nicht über anonyme und internationale Online-Plattformen. Außerdem merken wir in den letzten Jahren, dass regionale Spezialitäten kombiniert mit Erlebnisgutscheinen (bspw. bei der Käseproduktion dabei zu sein, selbst Bier brauen,…) immer beliebter werden. Wer einmal selber ein Lebensmittel produziert hat, kann den wahren Wert besser einschätzen und wird mit Sicherheit zukünftig anders mit den Produkten umgehen. Immer wieder erreichen uns tolle Rückmeldungen, über die Qualität der Produkte, Erlebnisse bei Führungen in Schaubetrieben oder einfach über köstliche regionale Gerichte bei unseren Wirten. Bis zum 21.12.2017 haben alle noch die Chance mitzumachen und ihr Bild hochzuladen! – Beleg aufheben nicht vergessen!

Christina, was ist dein Geheimrezept, um „So schmeckt Niederösterreich“ täglich zu leben?

Meine Leidenschaft steckt eindeutig in meiner Tätigkeit im Lebensmittelsektor und vor allem in meiner Arbeit mit unseren Partnerbetrieben. Unter der Woche bin ich viel unterwegs und oft ist die Zeit knapp, bewussten Konsum so zu leben, wie ich es gerne würde. Allerdings versuche ich in meiner Freizeit vor allem meiner Nichte und meinem Neffen zu vermitteln wie wichtig es ist, auf die Qualität, Herkunft und Saison der Lebensmittel zu achten und welche unglaubliche Erfahrung es ist, selbst zu kochen oder zu backen. Überall auf der Welt ist Kulinarik ein wesentliches Element der Kultur. Speisen und Gerichte können noch so unterschiedlich sein, aber eines ist überall gleich: die Kulinarik eines Landes spiegelt sich in ihren Bräuchen und Traditionen wieder. Denn „beim Essen kommen die Leut´zam“.

Kurz nachgefragt

Ohne was würdest du nie das Haus verlassen?

Handtasche – mit vielen wichtigen Dingen drin 🙂

Müsli oder Marmeladebrot?

Butterbrot mit Schnittlauch

Was ist dein Markenzeichen?

Mein Auto – ein grauer Toyota der mich seit über 12 Jahren und rund 400.000 km zuverlässig begleitet hat

Thema deines letzten Tischgesprächs?

Menge an Lebensmittel die gerade über Weihnachten gekauft wird und anschließend im Müll landet

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würdest Du gerne einmal plaudern?

Michelle Obama – bin begeistert von ihrem Einsatz für gesünderes Essen in Schulen und auch über ihre Gemüse-Pflanz-Projekte. Eine sehr spannende Frau, die sicher schon viel erlebt hat. Einmal konnte ich sie sogar zufällig persönlich in New York sehen. Ein Gespräch mit ihr wäre ziemlich genial.

Welchen Kochkurs würdest du gerne besuchen?

Ich persönlich bin kein Fan von Kochkursen. Ich hatte das Glück während meiner Schulausbildung eine professionelle Kochausbildung zu machen und hab von klein auf schon zu Hause mit dem Opa kochen dürfen. Jetzt koche ich, was mir Spaß macht. Ich koche nicht nach Rezept – sondern was mein Gefühl mir sagt. Wichtig dabei sind mir aber hoch qualitative und frische Zutaten.

Dieses Talent würde man dir nicht zutrauen?

Handwerkliches Geschick – ich repariere sehr viel selbst und restauriere Möbel; perfekt zum Abschalten und bin dann richtig stolz auf die fertigen „Kunstwerke“

Dein Lieblingsgericht aus Niederösterreich?

Als Waldviertlerin ganz klar: Mohnnudeln – aber nur mit echtem Waldviertler Graumohn

Vanillekipferl oder Kletzenbrot?

Kletzenbrot von der Oma

Wofür hättest du gerne mehr Zeit?

Meine Patenkinder – Luisa & Matheo – die süßesten zweijährigen „Monster“-Zwillinge

Kommentare

    Noch keine Kommentare vorhanden

Hinterlasse einen Kommentar

Du kannst Dich zum Schreiben eines Kommentars auch mit Deinem wir-leben-nachhaltig-Account anmelden.