Umdenken beim Fahren
Stefan Deinhofer | 12.10.2017

Seit Beginn des E-Mobil-Feldversuchs in Seitenstetten habe ich einige Kilometer mit dem neuen Fahrzeug zurückgelegt. Gleich während meiner ersten längeren Ausfahrt sind mir Dinge aufgefallen, die beim E-Auto im Gegensatz zu seinem fossil angetriebenen Gegenspieler anders sind.
Multitasking – Fehlanzeige
In aller Strenge hat man mich davor gewarnt, ja nicht in Versuchung zu kommen, dem linken Fuß – welcher sonst mit der Kupplung beschäftigt ist – eine neue Aufgabe zuzuteilen. Ganz gerecht ist es nämlich nicht: Der rechte Fuß kümmert sich um Gas und Bremse wohingegen der Linke einfach nur da ist und nix tut. Ich hab‘s natürlich demonstrativ trotzdem ausprobiert. Für vollkommene Fahrneulinge würde es wahrscheinlich funktionieren. Doch sogar ich als frischer Führerscheinbesitzer wurde schnell skeptisch, als ich im E-Auto beim Betätigen der Kupplung einem Auffahrunfall noch gerade so aus dem Weg ging.
Auch die rechte Hand fadisiert sich am Ganghebel. Ich konnte zum Glück dieses Problem leicht kompensieren. Als Schlagzeuger weiß man für unterbeschäftigte Gliedmaßen natürlich einen sinnvollen Verwendungszweck.

Innenraum
Geräuscharm
Akustisch erinnert das Fahrgeräusch von innen fast ein wenig an eine Straßenbahn. Laut ist es allerdings überhaupt nicht. Für die Insassen ist das durchaus angenehm, von anderen Verkehrsteilnehmern wird man jedoch häufig übersehen. Besonders oft ist das bei zu Fuß Gehende der Fall. Ich hab‘ einmal sogar hupen müssen, weil zwei Seitenstettner, die vielleicht fünf Meter vor mir waren, mich gar nicht haben kommen hören.
Rote Ampel
Jeder kennt es: Das berühmte, aber inoffizielle „Wer kommt schneller von der gerade grün gewordenen Ampel weg“ – Rennen. Ich war darin immer schlecht. Seit dem Elektroauto hab‘ ich eine 100% Siegesquote.
Dynamo im Auto
Wie bei eigentlich allen E-Autos ist eine lässige Zusatzfunktion miteingebaut: Rekuperation. Beim Bremsen wird Energie zurückgewonnen und die Batterie wieder aufgefüllt. Die erheblichen Energie-Rückgewinne merkt man signifikant beim Bergabfahren. Würde man beispielsweise ohne Gas die Großglockner Hochalpenstraße talwärts fahren, würde das Auto im besten Fall mehr Restkapazität haben als am Berg oben, trotz zurückgelegter Wegstrecke. Natürlich geht gegensätzlich dazu beim Berg-Erklimmen mehr Saft drauf, das mindert die „gewonnene“ Strecke jedoch weniger maßgeblich.
Das sind so meine ersten Erfahrungen. In den nächsten Tagen werde ich meine Nachbarn genauer befragen, was ihnen beim Feldversuch so durch den Kopf geht. Bei den Gartenzaun-zu-Gartenzaun-Gesprächen wirken alle recht positiv überrascht. Ich bin gespannt.
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