Elektromobilität kommt schneller als erwartet

Stefan Deinhofer | 05.10.2017

Foto: e-Auto laden, © S. Deinhofer

Vor 3 Jahren hab‘ ich den Leuten einen Vogel gezeigt, wenn sie gemeint haben, Elektroautos sind die Zukunft. Kauft sich ja eh keiner: Sind viel zu teuer und kommen dann erst nur 30 Kilometer weit. Jetzt gerade sitze ich in einem, genauer gesagt in meinem. Naja, im Besitz habe ich es mit meiner Familie nur eine Zeit lang. Dann werde ich von meinem vorerst vorübergehenden Wegbegleiter wieder Abschied nehmen müssen: Wenigstens ist’s für die Forschung! Doch nicht nur ich habe temporär einen Mobilitätsfreund der nahen Zukunft an meiner Seite. Meinen Nachbarn geht’s genauso!

Tatort: Lehensiedlung, Seitenstetten, Amstetten, NÖ

Ab sofort geht der Bestand an Elektroautos in unserer Siedlung signifikant nach oben. Über einen 6-wöchigen Zeitraum vom 25. September bis zum 3. November werden 18 Haushalte der Lehensiedlung vorübergehend mit einem neuen Auto versehen. Wichtig dabei: Diese sind Elektroautos und werden bei jedem/jeder ProjektteilnehmerIn zuhause betankt. Unser Auftrag: Alle Wege, soweit möglich (unser Modell hat eine maximale Reichweite von 193 km), mit dem neuen Elektrowagen zu erledigen und damit das Stromnetz so stark zu belasten wie nur möglich. Ob jenes bei den höheren Energiemengen, die ab nun beim Aufladen gebraucht werden, standhält, will man mit diesem innovativen Feldversuch herausfinden.

Elektromobilität kann neben den Öffis die beste umweltpolitische Verkehrslösung der Zukunft sein. Das will die Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft des Amtes der NÖ Landesregierung, sowie einige PartnerInnen, welche gemeinsam dieses Projekt organisieren, mit diesem Versuch belegen. Doch sieht das auch die ansässige Bevölkerung so? Und können ÖsterreicherInnen wie du und ich wirklich schon heute reibungslos ihre Mobilitätsansprüche auf ein Stromauto stützen?

Warum genau die Lehensiedlung?

Warum man glaubt, diese Fragen genau in der Lehensiedlung beantwortet zu bekommen, erklärt Bürgermeister Spreitzer: „Wir wissen schon länger, dass die Lehensiedlung anders ist.“ Und ich gebe ihm Recht. Die Siedlung ist anders.

Anders in Bezug auf die positive Einstellung der Leute hier. Ich bemerkte, dass beim Auslosen der E-Fahrzeuge rasch eine mitreißende Euphorie aufkam. Die Technikfreaks, die über die hochinteressante Komplexität hinter dem ganzen Projekt diskutierten, die Rennfahrer, welche die wuchtige Beschleunigung der neuen Fahrzeuge priesen, und zuallerletzt die Umweltjunkies, die die endlich eintretende Energiewende mit einem Glas Wein feierten. Generell merkt man, dass alle schon sehr gespannt darauf sind, ob und wie sich ihr Alltag nun verändern wird.

Anders meint der Bürgermeister höchstwahrscheinlich auch in Bezug auf die existierende Energieinfrastruktur. Dieser Feldversuch ist nämlich nur deshalb hier möglich, weil in den Wohnhäusern überdurchschnittlich viele auf erneuerbare Sonnenenergie setzen (vor allem auf Photovoltaik). Ein ideales Terrain für einen derartigen Versuch.

Foto: Einweisung ins e-Auto, © S. Deinhofer

Einweisung ins e-Auto

Win-Win-Situation

Werden 23 Elektroautos verteilt auf 18 Haushalte in ein und derselben Siedlung das örtliche Stromnetz gnadenlos in die Knie zwingen? Eine Ja-Nein-Frage, die erst Anfang November beantwortet werden kann. Das Gute daran ist, beides bringt das Projekt „Elektromobilität 2030 bis 2050“ voran. Wenn es klappt wie geplant, wird in die E-Infrastruktur weiter investiert, wenn´s nicht klappt, werden die Mängel behoben und dann dasselbe wie vorher getan.

Ich persönlich bin neugierig, ob das E-Auto auch was für mich ist. Als Führerscheinneuling bin ich auch besonders gespannt, wie sich das Fahrverhalten der Elektroautos von den herkömmlichen unterscheidet.
Eines ist gewiss: In den nächsten Wochen werde ich euch auf dem laufenden halten. Während ich fahre.

Zum Nachlesen:

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