Creative Cooking
Natalie Oberhollenzer | 22.11.2016

„Alles da haben“ und damit etwas kochen, das kann jeder. Wahre Meister sind diejenigen, die mit den gerade verfügbaren Lebensmitteln köstliche Gerichte zubereiten.
Menschen, die immer „alles im Kühlschrank haben, was es braucht“, sind wie Menschen, die keine hässlichen Sachen zu Hause stehen haben. Sie sind zu perfekt, zu fleißig und haben kein Herz. Denn ansonsten hätten sie a. den lange schon herumstehenden Nahrungsmitteln einmal eine Chance auf Verzehr gegeben anstatt immer Neue zu kaufen und b. nicht anders können als grauenhaft aussehende Geschenke trotzdem aufzustellen.
Ein stets prall gefüllter Kühlschrank erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, Lebensmittel wegzuschmeißen und ist deshalb alles andere als nachhaltig. Er ist auch deshalb widerlich, weil er die Entdeckung von Neuem verhindert, denn: Mängel machen kreativ. Das beste Beispiel ist die italienische Küche. Schon allein die drei beliebtesten Gerichte im Stiefelstaat (Pasta, Pizza und Lasagne) lassen unendlich viel Spielraum in der Zubereitung zu.
Nudeln: Trau dich!
So schmecken die guten alten Spaghetti Pomodoro zwar meistens köstlich, man kann ja auch wenig dabei falsch machen. Doch ein jeder von uns hat mit Sicherheit irgendwas im Kühlschrank, das die Sauce noch feiner macht. Kapern, Kapernbeeren, Oliven, Schafkäse, Brie, einen Schuss Obers, Restlgemüse, Salami- oder Schinkenstückchen oder Sardellen. Schnell wird aus dem Gericht ein Hirtenpfandl (kennen wir von den Skihütten) oder eine Pasta Puttanesca (ital. Nudeln nach „Hurenart“, warum die so heißen ist nicht genau geklärt, jedenfalls wird das Wort auch für Abfall verwendet). Ebenso lässt sich in die Arrabbiata-Sauce (ital. für wütend) einiges hineinzaubern. Sie ist ordentlich scharf und verzeiht daher leichter, wenn etwas aus der heimischen „Resteschau“ doch nicht gut hineingepasst hat.
Pizza: Hau drauf!
In Sachen Pizza geht alles, was der Gaumen zulässt. Kann gut oder schlecht sein. Mir schmecken zum Beispiel ein paar Teelöffel Pesto, alle möglichen Käsesorten oder Rucola ganz gut. Scharfe Salami geht immer, eingelegte Pilze oder Peperoni auch. Sogar Spargel, Spiegelei, Pommes Frites, Ananas und Würstchen habe ich schon auf Pizzen gesehen. Das war mir dann aber doch etwas zu experimentell.
Auflauf: Lass dich gehen!
Ein wahrer Klassiker der Restlküche ist die Lasagne oder im weiteren Sinne der Auflauf. Auch hier darf vieles rein, angefangen von Gemüse, über Käse bis hin zu Aufschnitt. Auf die Frage was denn da alles drin sei, und was denn diesen besonderen Geschmack ausmache, kann man recht geheimniskrämerisch antworten: „Rezept von Oma“.
Suppe: Schnippel rein!

Scharfe Zitronen-Huehnersuppe
Gerade im Winter haben wir sie gern, die heiße Suppe. Und auch dabei ist Einfallsreichtum gefragt. Eine Minestrone wird erst so richtig gut, wenn wir einen großen Schuss Weißwein dazugeben (der darf schon etwas älter sein, solange er nicht nur noch nach Essig schmeckt, wobei ein Schuss Balsamico schmeckt ebenfalls herrlich). Suppennudeln passen gut rein, klarerweise, Bohnen und was das Gemüsefach hergibt. Kräuter dazu und Parmesankäse obendrauf reiben und fertig ist das perfekte Essen für die kalten Tage, und die nicht mehr ganz neuen Lebensmittel im Kühlschrank sind weg.
Und nicht zu vergessen der absolute Hansdampf aller Restlgerichte: Der Bauernschmaus. Hier ist das leere Pfandl ein open space. Rein kommt, was gerade übrig ist: Erdäpfel, Eier, Fleisch, Kraut, Knödel, und und und. GUTEN APPETIT!
Weitere Tipps zum Thema Essen & Trinken findet ihr auf wir-leben-nachhaltig.at.
Melanie
28.11.2016, 11:43
Seitdem ich für zwei Kinder koche, gibt es für die Erwachsenen sowieso nur noch Reste. Dass man das auch positiv umdeuten kann, war mir gar nicht so bewusst. Vielen Dank für den schönen Beitrag!
Rosi Steger
23.11.2016, 21:38
Ich sag nur hüttenmaccharoni
Papa Cheftrink
23.11.2016, 18:15
In meinem Kühlschrank ist nur Bier. Das ist so nachhaltig wie nur was. Schmeckt immer und ich muss nur schlucken. Ganz selten schmeißen, nach meiner Frau, die ist aber nicht italienisch und säuft auch nur den ganzen Tag.
Boznerin (Gast)
22.11.2016, 20:29
Mmmh ich bekomm schon Hunger bei all den tollen Gerichten. Voll toll geschrieben, macht Lust auf mehr 😉
Bolognese-Freund
22.11.2016, 17:13
Gute Inputs – wobei ich sagen muss meine italienische Frau würde mich aus der Küche jagen wenn ich in die Pasticcio alles reinschmeiße was übrig ist….
Hans
22.11.2016, 14:49
Der Beitrag macht einem wirklich hungrig und Lust sofort den Kühlschrankinhalt zu sichten und zu verkochen! Mal sehen ob es heute Auflauf oder Spaghetti für das alterste Gewerbe 🙂 werden.
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