Gehen beginnt im Kopf
Daniela Capano | 28.06.2016

Kennst du das: Du sitzt in einer Konferenz, hörst den verschiedenen Rednerinnen und Rednern zu und wenn du nach Hause kommst lässt dich das Gehörte nicht mehr los…
Mir ging es so, kürzlich bei der Fußgängerkonferenz in Baden. Mit dem Zu Fuß gehen beschäftigte ich mich schon längere Zeit. Unser Projekt gehen geht, wo wir die Kindergärten in NÖ dabei unterstützen, Kinder und Eltern zu motivieren, den Schulweg auch einmal Zu Fuß zu bestreiten, läuft gut. Wir feiern heuer 10 Jahre gehen geht. Und das Gehen geht weiter…
Geht auch leicht in meinem Alltag.
Obwohl ich am Land aufgewachsen bin und ganz anders sozialisiert bin (Auto als Symbol der Unabhängigkeit und Freiheit gegenüber komplizierten und teils unverständlichen Öffentlichen Verkehrsmitteln). Ich gehe grundsätzlich viel Zu Fuß oder benutze die öffentlichen Verkehrsmittel. Ist in einer Stadt wie Wien auch sehr leicht möglich.
Ich denke oft gar nicht daran, ins Auto zu steigen auch wenn ich manchmal viel hin und her organisieren muss, was meine kürzeste Tagesroute wird oder wie ich was von a nach b transportiere. Die Öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr praktisch und die Intervalle in Wien von einer U-Bahn zur nächsten einfach nicht zu schlagen. Sogar am Abend. Diesen Luxus weiß ich wirklich zu schätzen. In meiner Schulzeit musste ich zur nächsten Haltestelle, bei Wind und Wetter, mindestens 25 Minuten Zu Fuß gehen und dann fuhr ein Bus nur jede Stunde! Und das auch nur untertags.
Man wird aber auch sehr bequem. Seit ich in einem Bezirk mit besonders guter öffentlicher Verkehrsanbindung wohne bin ich etwas gehfaul geworden. Nicht dass ich es bewusst getan hätte, es ist eher so passiert.
Da sitze ich nun in der Konferenz und denke mir, wie schön es eigentlich ist, das eigene Grätzel zu erkunden und da kommt mir zum ersten Mal die Geh-Minuten Karte der Wiener U-Bahnen unter. Ist eine tolle Idee. Da sind die Gehminuten zwischen den einzelnen U-Bahnstationen eingezeichnet. Seit Montag habe ich nun beschlossen, immer mindestens zwei Stationen früher auszusteigen und den Rest des Weges Zu Fuß zu gehen. Wieviel ich länger brauche, zeigt mir die Karte.
Also: Bei meinem Weg von der Arbeit bis zu mir nach Hause sind es bei angenommenen zwei U-Bahnstationen in Gehminuten 16 Minuten.
Ich finde, das ist gut investierte Zeit! Für meine Gesundheit und für 16 Minuten Zeit für mich! Zum Runterkommen, Nachdenken und „Neues Gebiet“ erforschen.
Das bringt mich zum anderen Thema, was mich seit der Konferenz beschäftigt: Wir haben viel diskutiert über abgelenkte FußgängerInnen. Das KVF hat uns FußgängerInnen überzeugt, dass zu lautes Musikhören, Telefonieren und im Internet surfen ablenkt und uns unachtsam macht. Das ist klar. Vor einiger Zeit wurde dafür auch ein eigener Name erfunden – nein, ich mag ihn nicht und werde ihn hier auch nicht erwähnen 🙂 (kleiner Tipp: es hat was mit Zombies zu tun).
Weitere komische Ideen folgten, von Ampellichtern am Boden, Bodenmarkierungen bei Kreuzungen und auch eigens markierte Wege mit Handyverbot.
Interessant habe ich gefunden, dass oft beobachtet wurde, dass die FußgängerInnen in Gedanken versunken waren. Das kann bei mir auch durchaus manchmal passieren. Aber wie sie kontrollieren. Ich finde, Zu Fuß gehen beansprucht nicht nur die Muskeln, sondern auch die Gedanken. Das ist ja auch das besondere daran.
Und jetzt mal ehrlich: Natürlich müssen wir alle wachsam sein. Aber ist wirklich im Straßenverkehr immer der Fußgänger an allem schuld oder sollten wir dem Fußgänger auch wieder etwas mehr Platz auf der Straße einräumen.
Die Gedanken sind frei….Zeit darüber Nachzudenken 🙂
Riha
21.10.2016, 11:21
Also dieser Beitrag (und zugegebenermaßen auch die Lifestyle – Werte meines letzten Bluttestes :)) haben mich veranlasst bei meinem Arbeitsweg auch zwei Stationen früher auszusteigen und zu Fuß zu gehen.
Diese zusätzlichen 15 Minuten reichen bereits, dass ich hellwach in die Arbeit komme, und am Abend auch wieder abschalten kann und die Arbeit hinter mir lasse.
So einfach beim Tun und doch so große Wirkung.
Ich kann Euch nur empfehlen es auch zu probieren!
Und bei meinem nächsten Bluttest bin ich dann hoffentlich auch ein Geh-Winner :).
Daniela Capano
21.10.2016, 12:19
Danke fürs Ausprobieren. Ich möchte auf meine Geh-zeit zum „Durchlüften“ meiner Gedanken auch nicht mehr verzichten.
Rosi Steger
10.10.2016, 16:27
Gehen ist mein absoluter Lieblingssport!!!
Daniela Capano
18.08.2016, 13:35
Die Gewinnerin des LebensArt Abos steht fest und kann sich ein Jahr auf nachhaltige Themen und Tipps freuen. Ich gratuliere 🙂
Lisbeth K.
15.07.2016, 10:59
Beim Gehen kommen die besten Ideen. Darum nützt gehen der Gesundheit und dem Geist.
Lisbeth Wutzl
14.07.2016, 21:22
Man hat immer die Zeit zum Gehen, die man sich nimmt. Ich habe z.B. begonnen auch längere Wegstrecken zu Fuß zu erledigen, nicht nur weils für die Umwelt besser ist, sondern v.a. weil es mir selbst gut tut. Früher bin ich oft eine U-Bahn-Station früher ausgestiegen, damit ich einfach noch ein bisschen gehen konnte.
Daniela Capano
12.07.2016, 16:16
Schön, dass Gehen und Denken zusammengehört. Bitte schickt mir auch eure Ideen zum Zu Fuß gehen. Mein LebensArt-Jahresabo wünscht sich ein gutes Zuhause 🙂
Lydia Elf
12.07.2016, 12:10
Dem stimme ich uneingeschränkt zu! Gehen ist die beste Art der Fortbewegung, man bekommt am meisten mit von der Umwelt, man kommt runter, man kann stehenbleiben wo man will und man braucht kein lästiges Equipment. Am schönsten finde ich es, mich einfach treiben zu lassen und das am liebsten in der STadt. Da stößt man immer wieder auf neue Ecken, Geschäfte, Menschen…
Karo M.
06.07.2016, 20:42
Seit sich mein Arbeitsweg von 20 min je Strecke zu Fuss auf fünf verkürzt hat, habe ich einiges an Gewicht zugelegt. Deshalb versuche ich, jeden möglichen Weg zu Fuss zu gehen. Das führt so weit, dass ich Öffis und mein Fahrrad sozusagen meide. Was die diese Ideen mit den am Boden liegenden Ampeln, Apps und Handyspielchen angeht, stimme ich Hannes völlig zu. Die meisten Menschen sind sowieso ständigen Informations(trash)reizen ausgesetzt, und dir zusätzliche Berieselung würde wirklich in eine völlig falsche Richtung führen. Ein Mensch muss nicht ständig mit Infos gefüttert oder unterhalten werden, auch wen unser Verhalten manchmal diesen Anschein erweckt.
Denn gehen macht ohne eine gehen -App oder eine gehen whats app Gruppe den Kopf ganz schön frei. Ich finde sogar, es verändert die Wahrnehmng auf Dinge, die eine zum Beispiel belasten, wenn man zusammengekrümmt in seinem Bürostuhl sitzt. Was mich in Bezug auf Gehen in der Stadt etwas ärgert, sind etliche fussgängerfeindliche Ampelschaltungen. Ich persönlich fühl mich unwohl, wenn die Ampel mitten am Zebrastreifen auf rot umschaltet und man förmlich spürt, wie manche Autofahrer schon ungeduldig den Fuss Richtung Gaspedal führen.
Hannes
28.06.2016, 11:28
Also von diesen dummen Ideen Ampellichter am Boden, Ampel-Handy-Apps und Handy-Spiele um die Wartezeit zu verkürzen habe ich auch schon gehört bzw. gelesen! Das geht meiner Meinung nach in die völlig falsche Richtung – statt weniger aufs Smartphone starren und abgelenkt werden, wird es mehr!
Was kommt dann als nächstes – Handy mit rund-um Sicherheitsscan mit Vibration oder Stromschlag, wenn sich ein anderer Verkehrsteilnehmer nähert?
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