Kleiner Fisch im Plastikmeer
Alexandra Stavik | 11.02.2016

Zufrieden stand ich da, lässig an den Türrahmen gelehnt und sah meinem kleinen Sohn beim Spielen zu. Emil saß inmitten von Bausteinen und versuchte aus den vielen Teilen einen Turm zu bauen. Stolz erfüllte mein Mutterherz. Aber irgendetwas stimmte nicht an dem Bild das sich mir bot. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Bausteine waren anders als das meiste Spielzeug im Kinderchaos. Emil saß wie ein kleiner Fisch im Plastikmeer.
Lässt man seinen Blick im Kinderzimmer schweifen. Fällt auf, dass wir sehr wohl Wert auf Holzspielzeug legen. Doch es gibt Momente da denken wir gar nicht darüber nach aus welchem Material das Spielzeug gemacht ist. Warum? Weil es selbstverständlich geworden und nicht mehr aus der Kinderwelt wegzudenken ist. Und da war sie die Frage aller Fragen? Was nehmen wir noch als selbstverständlich hin und hinterfragen die gewählte Verpackungsform nicht mehr? Ein Experiment war geboren. Komme ich ohne Plastik im Alltag aus? Die Antwort darauf. Ein klares Nein! Und das liegt nicht an den bunten Steinen im Kinderzimmer.
Es begann schon am nächsten Morgen. Gleich der erste Gang nach dem Aufstehen zeigte die bittere Realität. Das Badezimmer gehört quasi dem Kunststoff. Das beginnt bei der Zahnbürste, geht über die Tube der Zahnpasta und endet beim Inhalt. Die Frage nach einer Alternative? Antwortlos. Ein Blick in die Küche macht es nicht viel besser. Auch hier hat die Plastikindustrie ganze Arbeit geleistet. Ein Lichblick die Semmeln sind in Papier gewickelt. Allerdings lässt schon der zweite Blick erkennen, auch hier kommt man nicht ohne das offenbar so liebgewonnene Plastik aus. Ein Sichtfenster aus feinstem Kunststoff gibt den Blick auf die frischen Semmeln frei. Notwendig? Ich meine nein.
Der Einkauf wird zu einem Spießrutenlauf. Und das liegt heute mal nicht an der „Ich will-Phase“ von meinem Kleinkind. Der heute gewählte Supermarkt bietet in der Obstabteilung schon mal kompostierbare Alternativen zum herkömmlichen Obstsackerl an. Fängt schon gut an und ich fühle mich siegessicher. Schon wieder nur am ersten Blick. Der Wehrmutstropfen dabei. Im Gegensatz zu seinem ökologisch wenig wertvollen Freund, muss man für die umweltfreundliche Alternative 50 Cent bezahlen. Ich entscheide mich dennoch dafür und frage mich, wie viele heute schon der Preis davon abgehalten hat ebenfalls Abstand von verpackten Äpfeln, Birnen und sämtlichen Gemüsesorten zu nehmen. Der Blick in den Einkaufswaagen zeigt sofort das ungeschönte Ergebnis. Kaum ein Produkt kommt ohne Plastikverpackung aus. Auch wenn es in unserem Alltag Produkte gibt, die keine Alternative zu lassen. Hält man sich nicht das Bild von wildromantischen Stränden vor Augen , sondern jene die voll sind von angeschwemmten Plastikmüll, den Plastikinseln auf unseren Meeren und den elendiglich zugrunde gegangen Meerestieren, dann fällt es ein wenig leichter nicht aus Bequemlichkeit auf Produkte und Verpackungen aus Plastik zurückzugreifen. So gilt es doch sich selbst an der Nase zu nehmen und Glas- anstelle von PET-Flaschen zu kaufen auch wenn diese schwerer zu tragen sind. Auch Haushaltshelferlein aus Holz tuen ihren Dienst und das sogar ein wenig besser. Manchmal braucht es einfach nur einen kleinen Schups in die richtige Richtung. Und haben wir uns erst mal an Stoffsackerl, Glasflasche und Holzkochlöffel gewöhnt, werden wir ihre ökologisch fragwürdigen Verwandten kaum noch vermissen. Gehen wir mit guten Beispiel und vor allem offenen Augen voran. Gänzlich können wir nicht darauf verzichten aber wir können es eingrenzen und damit ein wenig Schaden von unserer Welt abwenden. Wenn jeder von uns einen kleinen Beitrag leistet und anstelle des klassischen Palstiksackerl bei der Kassa auf das gute alte Stoffsackerl – gibt übrigens sehr stylische Alternativen in der trendfarbe orange – zurück greift und/oder Behälter wieder verwendet, können wir gemeinsam viel bewegen. Machen wir unsere Welt ein wenig sauberer und damit meine ich nicht das Kinderzimmer-Chaos.
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