Lebt dein Baum oder stirbt er noch?
Natalie Oberhollenzer | 07.12.2015

Einen Christbaum kaufen und nach den Feiertagen wegwerfen ist nicht mehr zeitgemäß. Neue Firmen vermieten die Weihnachtsbäumchen und pflanzen sie im neuen Jahr wieder in die Natur.
Jetzt geht’s wieder los, jetzt geht es wieder rund in den Einkaufsstraßen und Shopping Centern im ganzen Land. Es weihnachtet unerbittlich, was vor allem heißt: Geschenke müssen her. In den besagten Orten schiebt sich eine Menschenmasse durch die Gässchen, es wird getreten, geschoben, geschaut, anprobiert, herumdiskutiert, umgetauscht, die Brieftaschen werden gezückt, es wird auf Teufel komm raus gekauft und herumgeschleppt. Für den Handel ist der Dezember die mit Abstand wichtigste Zeit im Jahr – niemals sonst wird man Zeuge solcher Konsumwahn-Blüten wie vor Weihnachten. Wobei, angeblich soll ja heuer das Credo „weniger ist mehr“ en vogue sein. Laut Umfragen haben sich viele Leute vorgenommen nicht so viel zu kaufen.
Eine Sache, die jedoch in fast jedem Haushalt Jahr für Jahr angeschafft wird, ist der Christbaum. Statistiker reden von 2,5 Millionen Nadelbäumen, die jedes Jahr in den heimischen Haushalten aufgestellt werden. Die meisten davon tote, ergo abgeschnittene Bäume, die nach ein paar Tagen bis Wochen wieder „entsorgt“ werden, wie es so schön euphemistisch für wegwerfen heißt. Allein in Wien soll die Mist-MA alle Jahre wieder 600 Tonnen Christbäume in die Müllverbrennungsanlagen schaffen. Eigentlich ein Wahnsinn, denen jetzt aber mehr und mehr Leute etwas entgegenzusetzen haben.
Einmal gepflanzt werden bitte!
Zum Beispiel auf der Website www.greentree.at können sich (vorerst nur) Wiener und Münchner lebende Christbäume bestellen. Die Nordmanntannen sind in zwei Größen erhältlich und werden in einem Plastiktopf zu einem Wunschtermin zwischen dem 26.11 und dem 23.12 angeliefert und nach den Feiertagen wieder abgeholt. Dann werden sie von der Firma wieder an die niedrigen Temperaturen gewöhnt, bevor sie im Waldviertel am Rande des Nationalparks Thayatal bei den Forstbetrieben von Graf Pilati wieder zurück in die Natur gepflanzt werden.
Ein Blick ins Netz zeigt, dass das Unternehmen nicht alleine dasteht. An vielen Orten in Europa und Amerika wird das Service mittlerweile angeboten. Ein wirklich sinnvolles Kontrastprogramm zum Christbaum-Wegwerffieber, zumal das Bäumchen gerade einmal zwei, drei Wochen im Wohnzimmer steht, die Menschen ein paar Tage entzückt und dann eher nur mehr nervt, weil es oft schon Nadeln verliert. Auch das bleibt dem Weihnachtsbaum-Mieter in der Regel erspart. Und ist es nicht auch noch romantisch sich vorzustellen, dass das Gewächs an einem neuen Ort mitten unter neuen Nachbargehölzen weiterlebt? Da kullern selbst dem Christkind die Tränen die roten Bäckchen runter, und der Weihnachtsmann geht vor lauter Freude mit seinen Rentieren ein paar Glühweine trinken.
Auch beim Schmuck lässt sich’s nachhaltig sein, wenn es nicht jedes Jahr das neue, einfärbige Kugel-Set vom Möbelhaus sein muss. Ist doch viel schöner, wenn der Baum mit über die Jahre angesammelten, übriggebliebenen bunten Allerlei behängt wird. Der beiden uralten Alu-Zapfen von der Oma, der Holzstern, den die Nichte im Kindergarten gebastelt hat, und das angekohlte und leicht knittrige Lametta vom Vorjahr hat tausendmal mehr Charme und Nostalgiefaktor als der ganze neu gekaufte und uniform aussehende Einheitsbrei. Wenn schon was Neues im Baum, dann soll es wenigstens aus Schokolade sein. Oder aus Keksteig. Oder es soll Alkohol enthalten. Liebes Christkind, das wünsch ich mir!
Marianna
18.12.2015, 13:16
Ich kaufe auch immer einen abgeschnittenen aber wenn ich heuer einen in topf finde dann nehme ich den
Thomas
17.12.2015, 21:25
Was ist schlecht an den abgeschnittenen Christbäumen? Es werden von den Christbaumbauern sowieso wieder neue gepflanzt. Außerdem werden Christbaumkulturen nicht auf ausgewiesenen Waldflächen angelegt, sondern auf Acker- und Grünlandflächen. Diese Flächen waren vor dem Anlegen der Christbaumkultur entweder Äcker oder Wiesen. Ich selbst besitze 0,86ha Wald. Der größte Anteil meines Waldes sind Aufforstungsflächen nach Nutzung oder Sturm und Borkenkäferereignissen. Diese Flächen müssen, damit der Wald einen kräftigen und widerstandsfähigen Baumbestand erhält, nach 10 Jahren das erste mal durchforstet werden. Da fallen immer wieder auch Christbäume an. Es ist ganz OK wenn man abgeschnittene Christbäume kauft!
MfG
Thomas
Nikolaus
18.12.2015, 10:36
Ich finde abgeschnitte Christbäume auch nicht schlecht – wenn sie regional sind! Ich kaufe seit Jahren meine Tanne bei einem Landwirt aus der Nachbarortschaft – frisch geschlagen und nach dem Fest landet der Baum in der Hackschnitzelanlage der Gemeinde!
Weiß nicht ob der Christbaum im Topf nicht mehr durch Ausplanzen – Topf pflanzen – warme Wohnung – kühles Glashaus oder gleich in den kalten Garten und dann auf´s Gießen vergessen – mehr gestresst ist und die Tortur auch wirklich überlebt 🙁
Ira
16.12.2015, 19:45
Danke für den interessanten Beitrag! Ich sehe seit einigen Jahren ganz von Weihnachtsbäumen ab und schmücke lieber meinen Ficus und andere Zimmerpflanzen mit einigem leichteren Sachen, wie Stroh- oder Stoffschmuck. Erstens habe ich immer ein gewisses Bedauern wegen des schönen Baums empfunden und zweitens hat mich, so wie du es oben beschreibst, der „Nadelschnee“ ganz einfach genervt.
Josef
15.12.2015, 17:17
danke – green tree ist ein guter tipp auch wenn nicht ganz günstig… aber was solls ist ja weihnachten
Bianca
15.12.2015, 13:30
ja und nochmal ja! lieber einen lebendigen als einen toten baum im wohnzimmer!
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